Kommentar: |
Kindheit wird häufig als eine Lebensphase beschrieben, die stark lokal verortet ist, sprich, an dem Ort, an dem Kinder in ihren Familien leben, die Kita oder die Schule besuchen und mit ihren Peers interagieren. Studien belegen die verhäuslichte Kindheit, die institutionalisierte Kindheit und die Familienkindheit und verweisen damit auf den vergleichsweise engen Radius, in dem Kinder sich bewegen. Gleichwohl zeigt Forschung auch auf, dass Kinder nicht nur an ihrem Wohnort verortet sind, sondern auch Bezüge zu anderen Orten in der Welt haben. Insbesondere von Kindern mit eigener oder familialer Migrationsgeschichte wissen wir, dass auch andere Orte (bspw. die Herkunftsländer oder Regionen der Eltern oder Großeltern) für sie eine wichtige Bedeutung haben, sei es durch Besuche, Erzählungen der Eltern oder Kommunikation mit Angehörigen oder Freunden anderswo. Weniger erforscht sind bisher weitere Zugänge, die Kinder mit Orten in der Welt, sei es im eigenen Land oder im Ausland, verbinden. In einer globalisierten Gesellschaft können wir zumindest davon ausgehen, dass Kinder auf vielfältigen Wegen Vorstellungen und Wissen über andere Orte entwickeln, die für sie im Hier und Jetzt, aber möglicherweise auch für ihre Zukunftsvorstellungen relevant sind.
Im Projektseminar wollen wir daher den vielfältigen Verortungen von Kindern in der Welt, wie diese entstehen und aussehen, nachspüren. Dazu werden wir uns zunächst mit aktuellen Studien beschäftigen, die sich bereits mit dieser Frage auseinandergesetzt haben (Achtung: da dieses Forschungsfeld sehr international ist, werden wir größtenteils englischsprachige Literatur lesen). Anschließend werden wir eine Methode, das sog. Mapping-Interview, kennenlernen, mit dem Kinder zu ihren lokalen und internationalen Verortungen befragt werden können. Dieses werden die Teilnehmer:innen dann selbst auch ausprobieren und darüber eigene forschungspraktische Erfahrungen im Feld der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung sammeln.
Die Forschungsarbeit setzt den Austausch untereinander und die kontinuierliche Mitarbeit (Diskussion von Texten, Präsentation von Zwischenergebnissen, Kommentierung der Arbeiten von Kommiliton:innen etc.) voraus. Die regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen ist notwendig, um das eigene Forschungsprojekt umzusetzen und zu reflektieren.
WICHTIGE INFORMATIONEN ZU DEN TERMINEN: Aufgrund der vielen Feiertage, die dieses Semester auf einen Donnerstag fallen, werden wir die Sitzungen, die auf die "Brückentage" fallen, nicht als Präsenzsitzungen durchführen, sondern diese zum Selbststudium vorsehen. Außerdem werden wir zwei Blockveranstaltungen in der vorlesungsfreien Zeit haben. Bitte merken Sie sich hierfür die Termine 28.8.2025 und 1.10.2025, jeweils 10 Uhr bis 15 Uhr, vor. |