Kommentar: |
Prof. Dr. Gaby Herchert, SoSe 2025
Zwischen hoher Minne und Heiratszwang. Liebe und Ehe im Spiegel mittelhochdeutscher Literatur
Liebe und Ehe gehören im Mittelalter nicht zusammen. Die Ehe ist ein Rechtsverhältnis, mit dem Bündnisse geschlossen, Versorgungen gesichert und Machtverhältnisse manifestiert werden. Das Brautpaar hat, wenn überhaupt, nur ein begrenztes Mitspracherecht bei der Auswahl des Partners oder der Partnerin. In der Literatur gibt es zahlreiche Beispiele für Eheschließungen, bei denen Liebe keine Rolle spielt. Brünhild heiratet Gunther, weil er sie im Kampf besiegt. Kriemhild heiratet Etzel, weil sie Zugriff auf ein starkes Heer benötigt, um ihren Racheplan an den Burgunden auszuführen. Die Schwester des Gregorius gibt dem Drängen ihrer Berater nach und heiratet, damit ihr Land verteidigt werden kann, obwohl sie allein bleiben wollte. Aber auch Liebe ist ein großes Thema in der mittelhochdeutschen Literatur. In manchen Minneliedern klagen in Liebe entbrannte Ritter, die von den auserwählten Damen nicht erhört werden, sie schwören ihnen aber dennoch ewige Dienstbereitschaft und Treue oder werden krank vor Liebesleid. Tristan und Isolde gelten bis heute als ideales Liebespaar, auch wenn ein Liebestrank Anlass ihrer engen Bindung war. Laudine heiratet den Mörder ihres Mannes, weil sie sich in ihn verliebt hat und Gyburg verlässt Land und Familie, um Willehalm zu ehelichen. Wie unterschiedlich und widersprüchlich Liebe und Ehe in der mittelhochdeutschen Literatur verhandelt werden, soll anhand von Textbeispielen aufgezeigt werden. Das Seminar endet mit einer öffentlichen Tagung im Grafschafter Museum Moers, bei der Studierende ihre Recherchen in kurzen Vorträgen einem breiteren Publikum vorstellen.
Das Seminar findet zunächst 14-tägig online statt, der Termin der Tagung wird zeitnah bekanntgegeben.
Termine: 11.04., 25.04., 09.05., 16.05., 06.06., 13.06. 27.06., jeweils von 10-14 Uhr
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