Zu F.W.J. Schellings 250. Geburtstag wird sich dieses Seminar auf eine seiner einflussreichsten Schriften Über das Wesen der menschlichen Freiheit fokussieren. Schellings enorme Wirkmächtigkeit auf die Philosophie des 19. und 20 Jahrhunderts wird heute aufgrund der zeitgleich auftretenden, alles überschattenden Präsenz Hegels weniger beachtet. Dabei hat insbesondere Schellings berühmte Freiheitsschrift (1809) dazu beigetragen, dass sich Denker wie Bakunin und Engels begeistert in seine Vorlesungen eingeschrieben haben.
Schelling versucht in dieser Schrift Idealismus und Realismus, Freiheit und System sowie Spontaneität und göttlichen Schöpfungsmythos in einer neuen Theorie zusammen zu denken. Die spitzfindigen Trennungen der gerade erwähnten Begrifflichkeiten beruhen für Schelling auf Missverständnissen, die in einem „Spinozismus der Freiheit“ aufgehoben werden müssen. Kants formale Einsicht, Freiheit bestehe im Wesentlichen aus intellektueller Autonomie und Selbstbestimmung, muss um einen materialen Aspekt erweitert werden, der eine reale Wahl zwischen Gutem und Bösen voraussetzt. Während das Gute in der liebenden und vernünftigen Sorge um seine Mitmenschen sowie Natur und Gott besteht, ist das Böse durch die kreatürliche Selbsterhebung des eigenen Leibes und die bewusste Grausamkeit gegenüber allen anderen Lebensformen gekennzeichnet.
Dieser komplett neue Aspekt der Freiheit, der dem Willen zum Bösen eine eigene positive Richtung verleiht, soll in diesem Seminar besonders intensiv diskutiert werden. Weitere interessante Fragen, die Schelling aufwirft, sind die Möglichkeit des Bösen im Begriff Gottes oder der göttlichen Schöpfung selbst sowie der Unterschied zwischen göttlicher und menschlicher Freiheit.
Vorkenntnisse sind für das Verständnis dieses Seminars nicht nötig. |