Kommentar |
Authentizität ist längst zu einem Imperativ individueller Lebensführung geworden. Wer sich selbst mitteilt, steht unter dem Erwartungsdruck, ‚authentisch‘ zu kommunizieren – egal ob im Freundeskreis, in der Politik, im juristischen Geständnis oder in sozialen Netzwerken. Das mutet Subjekten einen schwer aufzulösenden Widerspruch zu: Wie kann man authentisch sein, wenn Authentizität doch nie unvermittelt auftritt, sondern immer auch ein Effekt von Inszenierung ist? In dieser Veranstaltung soll nicht nur der Diskurs um Authentizität historisch und systematisch untersucht werden, es soll vor allem um die Frage gehen, was die Erzählanlässe für Aufrichtigkeit sind und welchen Einfluss die Medien – man denke an Brief und Tagebuch, heute an Instagram und Podcasts – auf die Kommunikation von Authentizität haben. Zu diesem Zwecke sollen empirische Formen von Authentizitätseffekten in den Blick genommen werden, beispielsweise in autobiographischen Narrativen, in der Gegenwartsliteratur oder im politischen Diskurs. |
Literatur |
Susanne Knaller/Harro Müller: Authentisch/Authentizität. In: Karlheinz Barck u.a. (Hg.): Ästhetische Grundbegriffe. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden. Stuttgart/Weimar: Metzler 2005, Bd. 7, 40–65. Erving Goffman: The Presentation of Self in Everyday Life. New York: Doubleday 1959. Alois Hahn: „Zur Soziologie der Beichte und anderer Formen institutionalisierter Bekenntnisse. Selbstthematisierung und Zivilisationsprozeß“. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 34 (1982), 407-434. Albrecht Koschorke: Alphabetisation und Empfindsamkeit. In: Hans-Jürgen Schings (Hg.): Der ganze Mensch. Anthropologie und Literatur im 18. Jahrhundert. Stuttgart 1994, 605–628. Alice E. Marwick/Danah Boyd: I tweet honestly, I tweet passionately. Twitter users, context collapse, and the imagined audience. In: New Media & Society 13 (2010), 114-133. |
Bemerkung |
Die Vergabe der Plätze in den Veranstaltungen erfolgt auf Basis der im Raum verfügbaren Sitzplätze. Sollten Sie keinen Platz in Ihrem Wunschseminar erhalten haben, gehen Sie bitte in der ersten Vorlesungswoche in den angegebenen Seminarraum. Bitte nehmen Sie vorher keinen Kontakt zu den/r Dozenten/in auf; dies ist nicht notwendig. Die Dozenten entscheiden erst vor Ort, ob weitere Studierende zugelassen werden können. |