Kommentar |
Die Systemtheorie konstruiert das Soziale als Kommunikation bzw. als Verkettung von Kommunikationen. Damit erscheint Sozialität losgelöst (entkoppelt) von Bewusstsein, Körpern und Dingen/Artefakten. Die Praxistheorie konstruiert das Soziale als einen Nexus aus Tätigkeiten, Wissensbeständen, Körpern und Artefakten. Das Soziale erscheint hier also gerade nicht als entkoppelt, sondern vielmehr als konstitutiv verwoben mit dem, was kommunikations- bzw. systemtheoretisch zu seiner nicht-sozialen Umwelt gerechnet wird. Im Seminar werden wir uns in einem ersten Schritt mit den allgemeinen Grundlagen dieser beiden sozialtheoretischen Ansätze vertraut machen. In einem zweiten Schritt werden wir die Fruchtbarkeit beider Ansätze an einem Beispiel vergleichend prüfen, und zwar am Themenkomplex der romantischen Liebe, der Sexualität und des familiären Zusammenlebens. Dieser Bereich der sozialen Wirklichkeit bietet sich an, da zu seiner Erforschung Emotionen, Körperlichkeit, Materialität (und Räumlichkeit) in besonderer Weise Berücksichtigung in der Theoriearchitektur zu erfordern scheinen; und er somit möglicherweise vor allem für die Systemtheorie eine Herausforderung darstellt.
Englischer Titel: Theories of Communication and Social Practices |