Bemerkung |
Die sogenannte „Flüchtlingskrise“ ist durch Tote im Mittelmeer, unmenschlichen Behandlung von Geflüchteten in Europa und einem Zuwachs an fremdenfeindlicher Gewalt gekennzeichnet. Diese Situation ist nicht zuletzt ein Resultat der Art und Weise, wie die umkämpften Begriffe Asyl, Migration und (Menschen-)Rechten verstanden werden. Die politische Theorie reflektiert diese auch theoretisch umkämpften Begriffe. Das Seminar dient der Auseinandersetzung mit der politiktheoretischen Reflexion, um ein tieferes Verständnis für die politischen, juristischen und moralischen Fragen der Migrations- und Asylpolitik zu erlangen. Nach einer Aufarbeitung der juristischen Situation und normativen Theorien liegt der Schwerpunkt auf der kritisch-konstruktivistischen Analyse von Migrationspolitik aus poststrukturalistischer und systemtheoretischer Perspektive.
Im ersten Teil wird die aktuelle rechtliche und politische Situation analysiert, unter anderem durch die Lektüre der Genfer Flüchtlingskonvention (1951) und des Zusatzprotokolls (1967), der Europäischen Menschenrechtskonvention (1950) und des Grundgesetzes (1949), und der der Regulierung der von Asyl und Migration im aktuellen Europäischen Migrationsregime.
Der zweite Teil des Seminars ist normativen Überlegungen dazu gewidmet, welche Art von Umgang mit dem Thema Migration und Asyl grundsätzlich sinnvoll und angemessen ist. Insbesondere wird dabei die Frage verhandelt, ob nationalstaatliche Grenzen und souveräne Entscheidungen darüber, wer auf das ‚eigene‘ Territorium kommen darf, legitimiert werden können, oder ob es vielmehr grundsätzlich offene Grenzen geben sollte, also ein Recht auf globale Bewegungsfreiheit.
Theorien, die Migrations- und Asylpolitik kritisch und konstruktivistisch reflektieren, ohne dabei normativistisch zu sein, stehen im Fokus des dritten Teils. Zum einen wird die kritische Migrationsforschung behandelt mit einem Schwerpunkt auf dem Ansatz der „Autonomie der Migration“, der in poststrukturalistischer Tradition. Dieser Ansatz wendet sich gegen die Regierung der Migration, in der Migrant_innen nur als passive Objekte von Push- und Pull-Faktoren ohne eigene Stimme vorkommen. Zum anderen zeichnet die systemtheoretische Analyse des aktuellen Menschenrechtsregimes zwischen Recht und Politik ein komplexeres Bild als die normativen Theorien, das trotz der normativen Zurückhaltung der Systemtheorie auch dabei helfen kann, politiktheoretische Kritikinstrumente bezüglich des Migrationsregimes zu reflektieren und zu verbessern. |
Leistungsnachweis |
Methoden, Teilnahmeleistung, Prüfungsleistung: Um die Diskussionen aktivierend zu gestalten, finden sie oft im Rahmen von Aktivitäten wie Fishbole, Team-Recherche und -Präsentation oder Gruppenpuzzle statt, die jeweils auch kleine schriftliche Bearbeitungen erfordern. Die Teilnahmeleistung besteht darin, sich an diesen Aktivitäten zu beteiligen und kreativ in sie einzubringen. Dies setzt die gründliche Lektüre der zugrunde gelegten Texte voraus. Zu einzelnen Sitzungen gibt es Texte, die von allen gelesen werden müssen und die klassisch im Plenum diskutiert werden – auch hier ist die aktive Beteiligung die Teilnahmeleistung, ergänzt durch die Bearbeitung von Leseaufgabe zum Text (bspw. Fragen schriftlich beantworten). Die schriftliche Prüfungsleistung besteht in der kontinuierlichen schriftlichen Bearbeitung der Aktivitäten und der ausführlicheren schriftlichen Ausarbeitung einer der Aktivitäten am Ende des Seminars. In die Endnote gehen die Bearbeitung der Aktivitäten zu 60% ein und die ausführliche Ausarbeitung zu 40% ein. Dabei gibt es für die Bearbeitung der Aktivitäten jeweils 0-3 Punkte (nicht abgegeben, ausreichend, gut, sehr gut), während bei der ausführlichen Ausarbeitung ein differenziertes Grid-System zur Bewertung verschiedener Aspekte zur Anwendung kommt. |