Bemerkung |
Hinsichtlich der Mobilisierung von Wissen in politischen Debatten finden derzeit Entwicklungen statt, die sich als widersprüchlich bezeichnen lassen: Auf der einen Seite gibt es angesichts der Verfügbarkeit von enormen Mengen an digitalen Daten Rufe, die Potentiale von „Big Data“ für „evidence-based policy making“ (also einer allein auf Fakten basierenden, politischen Regulierung sozialer Phänomene) nutzbar zu machen. Auf der anderen Seite wird die Validität wissenschaftlicher Fakten von immer mehr Menschen angezweifelt und auch durch die Verbreitung alternativer Wahrheiten und sogenannter Fake News auf Social Media Plattformen wie Facebook oder Twitter in Frage gestellt. Wir leben im Zeitalter der „Post-Truth“, so eine gängige Diagnose. Dabei wird post-strukturalistischen und (sozial-)konstruktivistischen Ansätzen häufig vorgeworfen, entscheidend zur Entwertung und Infragestellung wissenschaftlicher Erkenntnisse beigetragen zu haben. Diese Anschuldigungen sind häufig mit Rufen nach einer Rückkehr zu einer neutralen, streng positivistischen, empirisch fundierten Forschungspraxis verknüpft. Ausgehend von aktuellen Debatten um evidence-based policy making, post-truth und Fake News diskutiert dieses Seminar daher zentrale erkenntnistheoretische Standpunkte, Theorien und Debatten der sozialwissenschaftlichen Forschung. |