Familie und Familienpolitik im deutschen Wohlfahrstaat
Das häufig als Privatangelegenheit betrachtete Familienleben wird besonders stark von politischen Entscheidungen und sozialstaatlichen Regelungen beeinflusst. Die Bundesrepublik Deutschland galt noch vor wenigen Jahren als Idealtyp eines konservativen Wohlfahrtsstaates, der die traditionelle Kleinfamilie mit der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung aktiv förderte.
Folgen dieser Ausrichtung für Gesellschaft und Individuum sind unter anderem eine zu niedrige Geburtenrate, massive Vereinbarkeitsprobleme für Menschen mit Care-Aufgaben und ein noch immer unterwickeltes staatliches Kinderbetreuungsangebot. Gleichzeitig haben sich die gesellschaftlichen Normen und Werte verändert: Längst wird Familie ganz unterschiedlich verstanden und gelebt, eine partnerschaftliche Arbeitsteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit ist besonders für junge Menschen das neue Ideal.
Mit der Anerkennung ihrer zentralen gesellschaftlichen Bedeutung wurde die Familienpolitik in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Politikfelder. Dabei haben sich ihre Ziele und Instrumente stark verändert, sodass heute u. a. die Steigerung der Müttererwerbstätigkeit und eine partnerschaftliche Arbeitsteilung im Zentrum stehen. Gleichzeitig bestehen alte Instrumente mit ,traditionalisierendem‘ Effekt fort.
Das Seminar geht ausführlich auf diese Entwicklungen ein. Im ersten Teil wird ein Überblick über die Grundlagen, Instrumente und Ziele der Familienpolitik erarbeitet. Im zweiten Teil werden aktuelle familienpolitische Herausforderungen diskutiert, bspw. die ökonomische Situation von Familien, die Bedeutung von Care-Arbeit oder die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. |