Neuzeitliche Pädagogik ist untrennbar mit der Epoche und den Gedanken der Aufklärung verbunden und verdankt ihr konstitutive erziehungstheoretische Konzepte, wie Mündigkeit, Autonomie, Freiheit und Selbstbestimmung. Spätestens mit den Katastrophen des 20. Jahrhunderts kann der nicht zuletzt an Erziehung und Bildung festgemachte fortschrittsoptimistische Gestus der Aufklärung nicht mehr aufrechterhalten werden, sodass die Sozialphilosophen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno feststellen: „Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils.“
Eine ausgearbeitete Theorie der Bildung haben die Vertreter der Kritischen Theorie nie entwickelt. Dennoch lassen sich den Ausführungen der teilweise im Exil entstandenen Schriften nicht nur zentrale Elemente einer gesellschaftstheoretisch fundierten kritischen Bildungstheorie entnehmen, sondern auch präzise Analysen gesellschaftlicher Krisen, Problemlagen und Herausforderungen – etwa zum autoritären Charakter, zum virulenten Antisemitismus oder zur Kulturindustrie –, die (leider) nach wie vor hoch aktuell sind.
Im Seminar sollen unter Rückgriff auf einschlägige Primär- und ausgewählte Sekundärtexte der frühen Frankfurter Schule aktuelle pädagogische Herausforderungen diskutiert werden. |