Kommentar |
Wie die Fiktion ist der Vers ein Grundmerkmal der Dichtkunst. Doch was ist eigentlich gemeint, wenn wir von Versen sprechen? Und wie werden Verse in den verschiedenen Künsten gebraucht? Die Veranstaltung rekonstruiert wichtige Stationen der Versgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart und erschließt die wesentlichen Positionen, die von Seiten der Semiotik, Sprach- und Literaturwissenschaft, aber auch von den Autoren selbst zur Bestimmung des Verses vorgebracht wurden. Die einschlägige Verstheorie greift dabei allerdings vor allem gegenüber den medialen Bedingungen zu kurz, die in den unterschiedlichen Künsten jeweils vorgegeben sind. Hier setzt das Seminar gezielt an, indem es die Differenzen zwischen Sprech-, Literatur- oder Gesangsvers rekonstruiert, die performativen Qualitäten von Sprache in Versen ins Zentrum stellt und dabei z.B. auf musikwissenschaftliche Kategorien wie Melodie, Rhythmus, Takt oder Tempo bezieht. Entsprechend beschäftigen wir uns ebenso mit der epischen Verwendung von Versen (z.B. Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen) wie dem Versgebrauch in Theaterinszenierungen (z.B. Goethe: Faust), Literaturopern (z.B. Hofmannsthal/Strauss: Elektra), Kunstliedern (z.B. Rilke/Hindemith: Das Marienleben) oder Literaturverfilmungen (z.B. Shakespeare: Hamlet). |