(englischer Titel: Working in the shadow – informal economies in comparative and transnational perspective)
Nachdem informelle Ökonomien und Subsistenzwirtschaft lange als dominante Wirtschaftsformen in Entwicklungsländern betrachtet wurden, beobachtet die Forschung in jüngerer Zeit auch in den westlichen Industrieländern einen starken Bedeutungsgewinn von Formen des Wirtschaftens und Arbeitens „im Schatten“. Zur sogenannten informellen Ökonomie gehört die nicht registrierte Arbeit in Privathaushalten und in anderen Branchen, die teils auch mit grenzüberschreitenden Wanderungsbewegungen verbunden ist. Auf lokaler Ebene etablieren sich außerdem Tauschringe, nachbarschaftliche Unterstützungsnetzwerke und neue Formen der Subsistenzwirtschaft; unterstützt durch Internetplattformen global tätiger Anbieter verbreiten sich zudem Möglichkeiten des Tauschens und Teilens mit potenziell größerer Reichweite. Eine Extremform schattenwirtschaftlicher Aktivitäten stellen illegale Märkte dar, die ebenfalls oft nationale Grenzen überschreiten.
Diese neuen oder auch nur „neu entdeckten“ Formen informeller Ökonomien fordern nicht nur ökonomische Modernisierungs- und wirtschaftssoziologische Theorien heraus. Sie sind für die vergleichende und transnationale soziologische Forschung und Theoriebildung besonders interessant, insofern sie Fragen nach der Reichweite und Prägekraft nationalstaatlicher Kontrolle und Regulierung aufwerfen und auf vielfältige globale Ungleichheiten und Verflechtungen verweisen.
Im Mittelpunkt dieses Seminars steht neben einer Einführung in das Forschungsfeld eine vertiefte Auseinandersetzung mit theoretischen und methodischen Fragen zu informellen Ökonomien aus vergleichender und transnationaler Perspektive, auch anhand aktueller empirischer Untersuchungen. |