„Ich hatte gedacht, man braucht nur von diesen paar Menschen zu erzählen, die zufälligerweise meine Verwandten waren, und schon hat man das ganze zwanzigste Jahrhundert in der Tasche. …In meiner Familie gab es alles, hatte ich überheblich gedacht, einen Bauern, viele Lehrer, einen Provokateur, einen Physiker und einen Lyriker, vor allem aber gab es Legenden.“ (Katja Petrowskaja).
Wir wollen uns mit solchen Geschichten und Legenden, oder eben, wie Sigmund Freud gesagt hat, „Familienromanen“, beschäftigen. Dabei nehmen wir keine Rücksicht auf literarische Gattungen, noch nicht einmal auf die Unterscheidung von Menschen und Tieren; man ahnt: die „Familienromane“ haben viele verschiedene Gestalten und erzählen sehr unterschiedliche Geschichten.
Mit einem Gastvortrag von Dr. Heinrich Bosse (Universität Freiburg /DUE)
Voraussetzungen: Erwünscht sind Leselust und die Bereitschaft, sich gezielt und frühzeitig mit den literarischen Texten (s.u.) zu beschäftigen:
In den beiden verpflichtenden (!) Vorbesprechungen werden Konzept und Aufgaben der TeilnehmerInnen näher erläutert:
- Mi 04.11., 16.00 -17.30 Uhr, Raum S06 S01 B38
- Mi 16.12., 16.00 -17.30 Uhr, Raum S06 S01 B38
Primärliteratur – Auswahl wird gemeinsam getroffen:
Heinrich von Kleist: Der Findling (1811)
Brüder Grimm: Allerleihrau (1812)
Joseph Freiherr von Eichendorff: Die Flucht der Heiligen Familie (1839)
Henrik Ibsen: Gespenster (1881)
Sigmund Freud. Der Familienroman der Neurotiker (1909)
Felix Salten: Bambi (1923)
Natalia Ginzburg: Familienlexikon. (ital. 1963). 2. Aufl. 2009
Walter Muschg: Der Zusenn oder das Heimat (1972). In: Ders.: Liebesgeschichten, S. 25-46
Jurek Becker: Die beliebteste Familiengeschichte (1992)
Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther (2013)
Nino Haratischwili: Mein sanfter Zwilling (2013)
Forschungsliteratur:
André Burgière / Christine Klapisch-Zuber u.a.: Geschichte der Familie. 4 Bde (1996-1998); Albrecht Koschorke: Die Heilige Familie und ihre Folgen (2000); Albrecht Koschorke u.a.: Vor der Familie. Grenzbedingungen einer modernen Institution (2010), Elisabeth Roudinesco: Die Familie ist tot – Es lebe die Familie (frz. 2002; dt. 2008); Claudia Brinker-von der Heyde / Helmut Scheuer (Hg.): Familienmuster – Musterfamilien. Zur Konstruktion von Familie in der Literatur (2004); Sarah Blaffer Hrdy: Mütter und andere. Wie die Evolution uns zu sozialen Wesen gemacht hat; (2009).
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