„Bildungsroman“ ist die (erstmals 1819) verwendete Bezeichnung für Werke, die in vielfacher Weise dem Konzept ‚Bildung‘ verbunden sind, etwa indem sie die Bildung ihrer Autoren spiegeln, die Bildung des Lesers fördern (können) und „des Helden Bildung“ zum zentralen Thema machen. Dieses umfassende Versprechen mag die Karriere des – bald als ‚typisch deutsch‘ geltenden – Genres erklären, die bis in die Gegenwart fortwirkt – u.a. in Gestalt von Anti- oder postmodernen Bildungsromanen.
Das Seminar will ausgehend von Geschichte und Konzept der Bildung mit einem, für viele GermanistINNen dem, Bildungsroman schlechthin, Goethes „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ vertraut machen. Der Text wird in ausführlichen und genauen Lektüren erschlossen und im Hinblick auf zentrale Themen, kulturhistorische Hintergründe, ästhetische Spefizika und narrative Formen analysiert. Mit Karl Philipp Moritz „Anton Reiser“ wird ihm ein zeitgenössischer Gegenentwurf konfrontiert und mit Judith Schalanskys „Der Hals der Giraffe“ eine moderne Fortschreibung oder Kontrafaktur an die Seite gestellt.
Voraussetzung für eine sinnvolle Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft die umfangreichen Romantexte (und ggbf. weitere Beispiele des Genres) zu lesen und sich mit der nicht weniger umfangreichen Forschungsliteratur (in sinnvoller Auswahl) kritisch auseinanderzusetzen. Physische Anwesenheit, intellektuelle Präsenz und engagierte Teilnahme werden begrüßt und auch von der Dozentin geboten. |