Kommentar |
Die Erwerbsarbeit hat sich in den letzten Jahrzehnten tiefgreifend gewandelt und es ist zu einer umfassenden Transformation von Arbeitsmärkten in den westlichen Industrieländern gekommen. Vormals stabile und sichere Beschäftigungsarrangements sind u.a. im Zuge des internationalen Wettbewerbs, der Neujustierung wohlfahrtsstaatlicher Sicherung und arbeitsmarktpolitischer Deregulierung massiv unter Druck geraten. Die Folge ist eine Pluralisierung von Beschäftigungsformen, die häufig auch in Zusammenhang mit einer zunehmenden Prekarisierung von Arbeit diskutiert wird. Der Beschäftigungswandel hat zudem Auswirkungen auf das Spannungsfeld zwischen bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Reproduktionsarbeit und führt zu neuen Trennlinien und Formen von sozialer Ungleichheit. Diese Wandelungsprozesse lassen sich zwar länderübergreifend feststellen, werden allerdings von länderspezifischen Pfadabhängigkeiten, wie z.B. den nationalstaatlichen kulturell-normativen Strukturen und sozialstaatlichen Institutionen gerahmt.
Das Seminar zielt auf einen Vergleich des Beschäftigungswandels in Deutschland und den Niederlanden. Neben Gemeinsamkeiten, die sich vor dem Hintergrund der skizzierten Wandelungsprozesse ergeben, sollen auch die unterschiedliche Transformations- und Regulierungspfade in den Ländern ausgeleuchtet werden. Die Lehrveranstaltung versucht dabei nicht nur aktuelle Themen wie etwa grenzüberschreitende Arbeitsmärkte und deren Regulierung sowie deren sozialen Auswirkungen in den Blick zunehmen, sondern den Beschäftigungswandel weiter gefasst und unkonventionell zu begreifen. So wird auch die Organisation von Sexarbeit, die in beiden Ländern als erwerbsförmige Arbeit legalisiert ist, thematisiert werden. |