Kommentar |
Vor bald 100 Jahren, am 5. Februar 1916, eröffneten Hugo Ball und Emmy Hennings in Zürich das legendäre Cabaret Voltaire. Das Haus in der Spiegelgasse gilt seitdem als Geburtsort des Dadaismus, der unter dem Signum des "Unsinns" einen provozierend neuen Umgang mit Stimme und Schrift erprobte. Hier trug Ball seine "Verse ohne Worte" vor und Tristan Tzara rezitierte gemeinsam mit Richard Huelsenbeck und Marcel Janko - pfeifend, sprechend, singend - ein poème simultan. Das SE fragt einerseits nach den historischen und theoretischen Voraussetzungen des literarischen Dadaismus: Welche Traditionen greifen solche Laut- und Simultangedichte auf? Wie lassen sie sich angemessen analysieren? Und welchen Stellenwert besitzen sie in der Gegenwart? Anderseits gibt das SE Gelegenheit zur praktischen Erprobung dadaistischer Ausdrucksweisen. In einem Workshop mit den Dichtern Tobias Amslinger und Norbert Lange werden Schreib- und Sprechwege abseits der ausgetretenen Pfade der Verständlichkeit betreten und Verse gelesen, "die nichts weniger vorhaben als: auf die Sprache zu verzichten. Dada Johann Fuchsgang Goethe. Dada Stendhal. Dada Buddha, Dalai Lama. Dada m' dada, Dada m' dada, Dada mhm' dada." |