In den vergangenen Jahrzehnten hat die Bildungs- ebenso wie die Erwerbsbeteiligung von Frauen in fast allen europäischen Gesellschaften deutlich zugenommen. Der hierdurch verursachten zunehmenden Annäherung der Bildungs- und Erwerbsverläufe von Männern und Frauen steht jedoch eine weitgehende „Trägheit“ traditioneller Muster der Aufteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung gegenüber. Selbst hoch gebildete, erwerbstätige Frauen übernehmen in Partnerschaften nach wie vor den Löwenanteil von Kinderbetreuungs- und Hausarbeitstätigkeiten, ein ungleiches Muster, dass sich zudem im Familienverlauf oft weiter vertieft. Gleichzeitig hat – trotz gewandelter Wertvorstellungen zur geschlechtsspezifischen Rollenverteilung – die Beteiligung von Männern an Betreuungs- und Haushaltstätigkeiten nur mäßig zugenommen.
Wie lässt sich dieser auf den ersten Blick paradoxe Befund erklären? Ziel der Veranstaltung ist es, sich im Rahmen kleiner studentischer Forschungsprojekte dieser Frage aus empirischer Perspektive zu nähern. Als theoretische Grundlage sollen hierfür zunächst einige grundlegende Ansätze zur Erklärung innerfamilialer Arbeitsteilung mittels einschlägiger Sekundärliteratur erarbeitet werden. In einem zweiten Schritt werden anschließend allgemeine Methoden der Arbeitsteilungsforschung (Surveyforschung, Zeitverwendungstagebücher, Tiefeninterviews, Bildanalyse) sowie existierende Datenquellen zur Thematik (ALLBUS, ESS, ISSP) kurz vorgestellt.
Im zentralen dritten Block des Seminars teilen sich die Seminarteilnehmer in 4-5 Arbeitsgruppen auf, die während der verbleibenden Seminarsitzungen gemeinsam ein Forschungsdesign erarbeiten und umsetzen. Flankiert wird diese Gruppenarbeit durch allgemeine Sitzungen zu den einzelnen Stationen des Forschungsprozesses sowie durch Präsentationen der ‚Gruppenzwischenstände‘ im Plenum. Die (vorläufigen) Ergebnisse der Gruppenarbeit werden in dem abschließenden Seminarsitzungen vorgestellt und kritisch diskutiert. Basierend auf dem Gruppenfeedback wird abschließend der zusammenfassende Projektbericht erstellt.
Ziel des Seminars ist es:
- Den Studierenden anhand eines wissenschaftlich sowie gesellschaftspolitisch aktuellen Themas Grundkompetenzen in der Planung und Durchführung eines Forschungsprojektes bekannt zu machen.
- Ihnen Grundkenntnisse in der praktischen Anwendung quantitativer sozialwissenschaftlicher Methoden zu vermitteln.
- Sie in die Lage zu versetzen, eigene Forschungsergebnisse ebenso wie fremde Forschungsarbeiten kritisch zu reflektieren.
Das Forschungsseminar erstreckt sich über insgesamt zwei Semester. Zur Begleitung wird den Teilnehmern dringend empfohlen, die parallelen Vorlesungen zu quantitativen (2. FS) und qualitativen Methoden (3.FS) zu besuchen. |