Kommentar |
Demokratie beschreibt sowohl eine institutionelle Herrschaftsordnung, wie auch eine normative Leitidee. Als demokratisch bezeichnen wir formale Prinzipien der Repräsentation, Wahlen oder Rechtsstaatlichkeit, die in Verbindung mit unseren Vorstellungen von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit stehen sollen. Man hat sich aber auch damit abgefunden, dass dieses System scheinbar notwendig wachsende ökonomische Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit hervorbringt. Demokratie beschreibt nicht nur eine Vielzahl unterschiedlichster Aspekte, sie erzeugt systematisch Widersprüche und ist zugleich der Rahmen, innerhalb dessen diese bearbeitet werden müssen.
Entsprechend vielfältig sind die „Antinomien“, Probleme, Bedrohungen oder gar Krisen der Demokratie: Von der Wirtschaftskrise über Politikverdrossenheit zur Postdemokratie oder dem Rechtspopulismus. In all diesen Phänomenen stehen grundlegende Konstellationen und Vorstellungen der modernen Gesellschaft zur Disposition, die sich mit der Idee der Demokratie verbinden. Im Rahmen des Seminars sollen diese Diagnosen zum Ausgangspunkt einer theoretischen Betrachtung der Demokratie genommen werden, um einen analytischen Fokus für die Aneignung demokratietheoretischer Debatten und Traditionen zu bieten.
Über aktuelle gesellschaftliche Konflikt- und Problemlagen soll so ein Zugang zu den klassischen Fragen der Demokratietheorie und ihrer VertreterInnen gelegt werden. Den Studierenden sollen damit klare Fragestellungen für die eigene Textarbeit und kritische Diskussion sowie fundierte Kenntnisse der Politischen Theorie vermittelt werden. |
Literatur |
Agamben, Giorgio et al. 2012: Demokratie? Eine Debatte. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Agnoli, Johannes 2004: Die Transformation der Demokratie und verwandte Schriften. Hamburg: Konkret.
Buchstein, Hubertus/Jörke, Dirk 2003: Das Unbehagen an der Demokratietheorie. In: Leviathan 31 (4), 470–495.
Crouch, Colin 2008: Postdemokratie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Dubiel, Helmut (Hrsg.)1986: Populismus und Aufklärung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Geiselberger, Heinrich (Hrsg.) 2016: Die große Regression. Eine internationale Debatte über die geistige Situation der Zeit. Berlin: Suhrkamp. |