Kommentar |
Die Fülle der im deutschsprachigen Raum jährlich vergebenen Literaturpreise wirft viele Fragen auf. Das Seminar geht einigen dieser Fragen - nach der Funktion und Wirkweise des Preisgeschehens im Literaturbetrieb sowie den Kriterien der literarästhetischen Wertung für die Vergabe - nach und beobachtet dazu den vielleicht populärsten Preis, der auch als (ein) Indikator für spätere AutorInnen-Karrieren angesehen werden kann, den Ingeborg-Bachmann-Preis, der 2018 zum 42. Mal in Klagenfurt vergeben wird. Über diesen Preis schreibt der Autor Klaus Modick: "Es ist ein ironischer Witz der Betriebsgeschichte, dass ausgerechnet Sieburgs Erbe [d. h. Erbe eines erbitterten Feinds der "Gruppe 47", A.P.] Reich-Ranicki aus dem Bodensatz dessen, was die Gruppe 47 längst nicht mehr war und im Grunde auch nie werden wollte, die markt- und medienkompatiblen Reste zusammenklaubte, um daraus den Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preis zu inszenieren, den letzten Strich der Gruppe 47, auf dem die Autoren konsequenterweise nur noch als Schnittblumen am Fuß der Schwadroneurspulte einer Jury aus Kritikern fungieren." (Klaus Modick: "Der Pfennig unter der Zunge. Die Gruppe 47 und ihr Preis". In: Ders.: Ein Bild und tausend Worte. Die Entstehungsgeschichte von „Konzert ohne Dichter“ und andere Essays. Köln 2016. S. 250.)
Das Seminar analysiert Materialien rund um den Bachmann-Preis des Jahres 2017 (Texte und Lesungen sowie Film-Porträts der AutorInnen, Jurydiskussionen zu den gelesenen Texten, Laudationes auf die Preisträger und mediale Berichterstattung zum Preisgeschehen). Nachvollzogen, diskutiert und eingeübt werden textanalytische Techniken und deren Verknüpfung mit literarästhetischen Werturteilen.
Optional kann ergänzend zum Seminar an einer Exkursion zur Vergabe des aktuellen Bachmann-Preises 2018 vom 3. bis 8. Juli 2018 teilgenommen werden (nähere Informationen unter dem betrfenden Eintrag im lsf) |