Kommentar |
Inhalte: Mehr und mehr wird die theoretische Reflexion der Erkenntnis relevant, dass Europa nicht der Mittelpunkt der Welt ist, also auch nicht der „Normalfall“ oder Maßstab. Gerade die vielgestaltige Gegenwart des Christentums findet sich deutlich ausgeprägter im globalen Süden. Die theoretischen Arbeiten des Postkolonialismus wachsen dabei aus den Praktiken und Erfahrungen des Widerstands gegen koloniale Herrschaft, der gerade auch in religiösen Kontexten stark verwurzelt ist. Dabei wäre es ein Missverständnis, aus dem Begriff der Post-Kolonialität zu folgern, dass diese Studien ausschließlich eine Gegenwart chronologisch nach dem historischen Zeitalter des Kolonialismus adressieren: Vielmehr geht es um die kritische Aufdeckung und Dekonstruktion der von kolonialer Macht beeinflussten Denkweisen, ihrer prägenden kulturellen Kraft und ihrer politischen und wirtschaftlichen Machtstrukturen über das Ende der historischen Kolonialzeit hinaus. Neben „Klassikern“ der postkolonialen Theorie – Said, Spivak, Bhabha oder Mbembe – werden wir uns im Seminar insbesondere den Herausforderungen, Chancen und Ambivalenzen dieser Theorien für das systematisch-theologische Nachdenken widmen. |