Kommentar |
Die gegenwärtig zu beobachtende De-Zentrierung der Philosophie stellt nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Auseinandersetzung mit ihrer bisher begrenzten Offenheit für nicht-europäisches bzw. nicht-westliches Denken und ihre Rolle im Kolonialismus und Rassismus dar. Es hat auch dazu geführt, dass in der westlichen Philosophie zunehmend die Vielfalt außereuropäischer Philosophie wahrgenommen wird. Gerade für die politische Philosophie, in der viele nach der Möglichkeit kosmopolitischer, also den gesamten Globus umspannender Ordnung oder globaler Gerechtigkeit suchen, sind die Begegnung und das Gespräch mit nicht-europäischer Philosophie wichtig – steht doch oft der Verdacht im Raum, dass über Menschenrechte, globale Institutionen und Organisationen oder sogar Demokratie letztlich die koloniale Hierarchie zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden bloß erneuert werden soll.
In diesem Seminar werden wir uns wesentliche Ansätze der zeitgenössischen afrikanischen politischen Philosophie anschauen. Diese Ansätze sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich einerseits kritisch mit der kolonialen Vergangenheit und dem Beitrag der westlichen Philosophie dazu auseinandersetzen. Andererseits mobilisieren sie Überlegungen aus verschiedenen afrikanischen Kontexten, um Alternativen zu westlichen Theorien zu den Grundlagen von Gemeinschaft, Gesellschaft und politischer Ordnung zu entwickeln. |