Das Mittelalterbild in der zeitgenössischen deutschsprachigen Belletristik
Dozent: Prof. Dr. Patrick Peters
Verantwortlicher Lehrstuhlinhaber: Prof. Dr. habil. Martin Schubert
Sommersemester 2024, zwei Semesterwochenstunden
Spätestens mit Umberto Ecos Der Name der Rose ist der ‚Mittelalterroman‘ zu einer akzeptierten Erzählform geworden. Romane wie Die Päpstin (Donna Cross) oder auch Der Medicus (Noah Gordon) sind zu weltweiten Bestsellern geworden, pseudonymistisch engagierte Autor:innen wie Iny Lorentz und Rebecca Gablé finden sich regelmäßig auf den Bestsellerlisten, entsprechende Verfilmungen werden zur prime time ausgestrahlt. Und obschon sich über die tatsächliche literarische Qualität vieler Vertreter dieser Gattung sicherlich streiten ließe, ist die Faszination ungebrochen, schaut man auf die Vielzahl regelmäßiger Neuerscheinungen.
Daher will das Seminar der Frage nachgehen, wie die Mittelalterrezeption in der zeitgenössischen deutschsprachigen Belletristik konkret ausgestaltet ist. Welches Mittelalterbild wird vermittelt, welche literarischen Bezüge hergestellt und welche Motive werden entworfen und genutzt, und welche Interdependenz besteht zwischen Mittelalterbild, Inhalt und Bedeutung der jeweiligen Texte? Kurzum: Was macht das ‚Mittelalter‘ in diesen Romanen aus und wie wird es kontextualisiert?
Im Fokus stehen drei Romane deutscher Autoren: Nebenan von Bernhard Hennen (2002/2007), Tod und Teufel von Frank Schätzing (2003) und Die schwarze Rose von Dirk Schümer (2022). Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer jeweiligen räumlich-zeitlichen Bezüge, ihrer Erzählweise, Figurenkonstellationen und Sujets deutlich voneinander und sind sogar, bei einer engen Betrachtung, unterschiedlichen Untergattungen zuzuordnen. Während Nebenan als in der Gegenwart angesiedelter phantastischer Roman gelten darf, verfolgen Tod und Teufel und Die schwarze Rose eine Kriminalhandlung, aber Dirk Schümer setzt die theologisch-historische Figur Meister Eckhart in den Mittelpunkt, während Frank Schätzing die Geschichte aus Sicht eines Kleinganoven erzählt. Das Seminar will diese Romane somit umfassend untersuchen und die spezifischen Mittelalterbilder herausarbeiten. Das leistet einen Beitrag zur literarischen Rezeptionsforschung und eröffnet den Blick auf die mediävistischen Bezüge ausgewählter zeitgenössischer Belletristik.
Die Romane sind als Taschenbücher im stationären und Online-Buchhandel erhältlich. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Vorablektüre von Nebenan von Bernhard Hennen, da das Seminar mit der Besprechung dieses Romans eröffnet.
Hennen, Bernhard: Nebenan. München3 2007
Schätzing, Frank: Tod und Teufel. Köln18 2003
Schümer, Dirk: Die schwarze Rose. Wien 2022 |