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Veranstaltung ist aus dem Semester
SS 2011
, Aktuelles Semester: SoSe 2024
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"Dialektik der Gegenaufklärung (4. Teil) - Zur Theorie des deutschen Sonderwegs" Sprache: Deutsch Belegpflicht | |||||||||||
(Keine Nummer) Seminar SS 2011 2 SWS keine Übernahme | |||||||||||
Lehreinheit: | Sozialwissenschaften | ||||||||||
Teilnehmer/-in Maximal : 30 | |||||||||||
Soz B.A., Soziologie (Bachelor of Arts) | |||||||||||
Soz M.A., Soziologie (Master of Arts) | |||||||||||
LA-Sowi, Lehrämter Sozialwissenschaften (E) ( 5. - 10. Semester ) | |||||||||||
Mag, Magisterstudiengang | |||||||||||
Zugeordnete Lehrpersonen: | Danckwerts verantwort , Selent begleitend | ||||||||||
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Termin: | Mittwoch 10:00 - 12:00 wöch. Maximal 30 Teilnehmer/-in | Raum : SG 158 SG | |||||||||
Kommentar: | Im vierten Teil der Seminarreihe sollen die gegenaufgeklärten Entwicklungen, wie sie in den deutschen Fürstentümern, im preußisch-deutschen Kaiserreich sich vollzogen haben, am Ende der Weimarer Republik, der „Republik ohne Republikaner", in den Nazifaschismus umschlugen, anhand von Texten der in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften formulierten Theorie vom deutschen Sonderweg vergegenwärtigt werden. Es soll jenes Gebilde thematisiert werden, das der Mitbegründer der Philosophischen Anthropologie, der Soziologe Helmuth Plessner, als „Die verspätete Nation" beschrieb, in welcher die frühbürgerliche Revolution gescheitert war, der frühbürgerliche Handelskapitalismus kaum sich entwickelt hatte, der einheitliche nationale Markt, das einheitliche nationale Territorium nicht existierte (Kleinstaaterei), wobei auf solcher Grundlage folgerichtig die Ideen des Humanismus, der Aufklärung, der Freiheit ungenügend Verbreitung fanden, die bürgerlich-demokratische Revolution scheiterte. Über die Lektüre eines Textes des Marburger Faschismusforschers Reinhard Kühnl zur Situation in „Deutschland seit der Französischen Revolution" sollen „Untersuchungen zum deutschen Sonderweg" angestellt werden. Die Fragestellung lautet, „warum sich ein aufgeklärtes bürgerliches Bewußtsein in Deutschland nie hat festigen können". (Dubiel) Auf der Grundlage literatursoziologischer Studien der Kritischen Theorie über „Die Romantik - die verdrängte Revolution" (Leo Löwenthal) soll „die Sonderentwicklung des bürgerlichen Bewußtseins im Deutschland des 19. Jahrhunderts verfolgt" werden (Dubiel). Nicht Aufklärung und Moderne waren hierzulande gefragt, sondern „romantischer Antimodernismus". (ebd.) Diskutiert wird „Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik" (Winkler). Gelesen werden mehrere Historiker, die zu den Hauptvertretern der Theorie des Deutschen Sonderwegs gehören (Wehler, Fischer, Haffner). Auf der Basis eines Textes von Thomas Nipperdey, eines Kritikers der Theorie des deutschen Sonderwegs, soll die Fragestellung „1933 und die Kontinuität der deutschen Geschichte" diskutiert werden. Gegen Nipperdeys Position wird ein Text von Reinhard Kühnl gelesen („Zum Problem von Kontinuität und Bruch"). Was also hier in diesem Seminar versucht werden soll, ist, Antwort zu geben „Auf die Frage: Was ist deutsch" (Adorno). Es soll der Unterschied gezeigt werden zwischen „Kultur und Culture" (Adorno), der Unterschied zwischen dem, was man in Deutschland meint, unter Kultur verstehen zu müssen, und dem, was man in Amerika mit Culture verbindet. „Is Germany incurable", diese Fragestellung Richard M. Brickners diskutierte während des 2. Weltkriegs Max Horkheimer in den USA. Thema ist - immer noch -, mit dem Untertitel von Adornos „Jargon der Eigentlichkeit" gesagt, jene bereits von Marx und Engels der Kritik unterzogene „Deutsche Ideologie". Im Gesamtzusammenhang des deutschen Sonderwegs, im Kontext von Antihumanismus, Gegenaufklärung, Antiliberalismus, Antimaterialismus und Antikommunismus sollen die Besonderheiten des hiesigen Antisemitismus herausgearbeitet werden (Herbert A. Strauss: „Vom Sonderweg zur ‚Sonderbehandlung'"). Erreichten in Frankreich aufgeklärte Kräfte (Liberale und Sozialisten) nach jahrelangem zähen Kampf 1906 die Rehabilitation des jüdischen Generalstabsoffiziers Alfred Dreyfus, der 1894 in einem von antisemitischen Motiven bestimmten, juristisch unhaltbaren Verfahren wegen Spionage zu Degradierung, zu lebenslanger Verbannung verurteilt worden war, wobei der Prozeß von antisemitischen Ausschreitungen begleitet war. Und konnte im Verlauf der Dreyfusaffäre über weitere Maßnahmen der Trennung von Religion und Staat (Säkularisation der Schulen 1902, Aufkündigung des Konkordats 1905) erreicht werden, daß der althergebrachte, christliche Antijudaismus, der Antisemitismus im Folgenden zurück gedrängt wurden, so blieben im reaktionären preußisch-militaristischen Machtstaat Deutschland die Antisemiten mehr oder weniger unbehelligt. Nicht Emanzipation kennzeichnete die Entstehung der deutschen Nation, sondern Antisemitismus. Dessen hiesige Entwicklung zum eliminatorischen Antisemitismus (Goldhagen) soll diskutiert werden. Die einzelnen Teile der Seminarreihe, auch der vierte, sind so konzipiert, daß ein Neueinstieg interessierter Studierender möglich ist. Es sollten aber die Ankündigungskommentare der vorhergehenden Teile der Seminarreihe gelesen werden, zudem die Grundlagenliteratur der gesamten Seminarreihe (Schmidt).
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Literatur: | (Ein Semesterapparat ist in der Bibliothek LK eingerichtet. Er findet sich unter dem Titel des Seminars, dem Namen des Co-Dozenten und der Nr. LK 185)
Plessner, Helmuth: „Die verspätete Nation." Stuttgart 1966, darin:
Kühnl, Reinhard: „Deutschland seit der Französischen Revolution. Untersuchungen zum deutschen Sonderweg." Heilbronn 1996, darin:
Löwenthal, Leo: „Die Romantik - die verdrängte Revolution." In: ders.: „Das bürgerliche Bewußtsein in der Literatur". Schriften. Bd. 2, Frankfurt 1990, S. 301-316 Dubiel, Helmut: „Editorische Nachbemerkung." In: Löwenthal, Leo: „Das bürgerliche Bewußtsein in der Literatur". Schriften. Bd. 2, Frankfurt 1990, S. 445ff Winkler, Heinrich A.: „Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik." In: „Der lange Weg nach Westen." Bd. 1, München 2000 Winkler, Heinrich A.: „Deutschlands sonderbarer Weg" („Die Zeit" 24.8.2010) http://pdf.zeit.de/zeit-geschichte/2010/03/Text-Interview.pdf Wehler, Hans-Ulrich: „Deutsche Gesellschaftsgeschichte." 5 Bände, München 2008, , darin:
Haffner, Sebastian: „Entstehung des Deutschen Reichs", in: ders.: „Von Bismarck zu Hitler". München 1987, S. 19-47 Fischer, Fritz: „Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914 - 1918." Düsseldorf 1971, darin:
Thomas Nipperdey: „1933 und die Kontinuität der deutschen Geschichte." In: „Historische Zeitschrift" 227, 1978, S. 86-111. Auch in: Thomas Nipperdey: „Nachdenken über die deutsche Geschichte." Essays. München 1986, S. 186-205 Kühnl, Reinhard: „Zum Problem von Kontinuität und Bruch", in: ders.: „Deutschland seit der Französischen Revolution. Untersuchungen zum deutschen Sonderweg." Heilbronn 1996, S. 215-227 Thomas Nipperdey: „Deutsche Geschichte 1800-1918." München 1998 Horkheimer, Max: „Die Psychologie des Nazitums. Zu Richard M. Brickners Is Germany Incurable." In: "Gesammelte Schriften" Bd. 5, Frankfurt / M. 2003³, S. 354-359 Adorno, Theodor W.: „Stichworte. Kritische Modelle 2". Frankfurt a.M. 1969, darin:
Adorno, Theodor W.: „Kultur und Culture". Vortrag bei den Hessischen Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung in Bad Wildungen 1958. Gegenwärtig veröffentlicht in der Vierteljahresschrift: „Bahamas" Nr. 43 (4. Quartal 2003) Adorno, Theodor W.: „Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie." Frankfurt a.M. 1971 Strauss, Herbert A.: „Vom Sonderweg zur ‚Sonderbehandlung'" („Die Zeit", 7.2.1986, Nr.7) http://pdf.zeit.de/1986/07/vom-sonderweg-zur-sonderbehandlung.pdf Goldhagen, Daniel J.: „Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust." Berlin 1996, darin:
Schmidt, Jochen (Hrsg.): „Aufklärung und Gegenaufklärung in der europäischen Literatur, Philosophie und Politik von der Antike bis zur Gegenwart." Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Darmstadt 1989 http://www.agi-imc.de/intelligentSEARCH.nsf/alldocs/8C1F57243B90C2BDC12571AB002852F8/$File/000A062856.PDF?OpenElement
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Bemerkung: | Das Seminar richtet sich an interessierte Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs Soziologie (Freiwillige Zusatzveranstaltungen, Zusatzangebote/Sonderveranstaltungen), des Studiengangs Lehrerausbildung Sozialwissenschaften (Hauptstudium: Spezielle Soziologie I und II, Leistungsnachweise, Prüfungen sind hier möglich), an Studierende des auslaufenden Magisterstudiengangs Praktische Sozialwissenschaften. Auch Studierende fachfremder Bachelor- und Masterstudiengänge, die im Modul E3 (Studium liberale) Leistungsnachweise bzw. Credits erwerben wollen, sind eingeladen (z.B. Ingenieur-, Bau- und Naturwissenschaften, Mathematik, Medizin oder Geographie etc. pp. aber auch Geistes-, Bildungs- oder Wirtschaftswissenschaften. Die Anmeldung der Modul-E3-Studierenden erfolgt über die Internetseite des zuständigen Instituts für Optionale Studien (IOS). (www.uni-due.de/ios)
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Leistungsnachweis: | Für ein Sitzungsprotokoll werden 2 Credits vergeben, für ein Referat oder einen sechsseitigen Essay 3, für eine zehnseitige Hausarbeit 4). |
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