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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2022 , Aktuelles Semester: SoSe 2024
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Grundzüge der Literaturgeschichte II - (Un-)Freiheiten (Ringvorlesung)    Sprache: Deutsch    Belegpflicht
(Keine Nummer) Vorlesung     SoSe 2022     2 SWS    
   Lehreinheit: Germanistik    
   Teilnehmer/-in  Maximal : 300  
 
   Zugeordnete Lehrperson:   Schlicht
 
 
   Termin: Dienstag   14:00 (c.t.)  -  16:00    wöch.
Beginn : 05.04.2022    Ende : 12.07.2022
      Raum :   S04 T01 A01 Großer Hörsaal   S04T Hörsaalzentrum  
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   Kommentar:

(Un-)Freiheiten

Diese Veranstaltung wird im Sommersemester als Ringvorlesung angeboten. Verschiedene Lehrende der Germanistik werden unter den Leitbegriffen Freiheiten und Unfreiheiten literarische Texte, Fragen der Diskurs-, Motiv- und Gattungsgeschichte sowie Kanonisierungsfragen vom Mittelalter bis zur Gegenwart in der Blick nehmen. Den roten Faden bildet das Gegensatzpaar (Un-)Freiheiten, welches im literarhistorischen Kontext schlaglichthaft diskutiert wird.

Der Titel dieser Vorlesungsreihe weckt unterschiedliche Assoziationen; als Germanist*in denkt man vielleicht an Schillers Don Carlos mit der vielzitierten Figurenrede des Marquis von Posa: „Geben Sie Gedankenfreiheit!“. In diesem Verständnis hat der Mensch also keine Freiheit, sondern sie muss aufgrund der politischen Machtverhältnisse erst gewährt werden.  Immanuel Kant, ein Zeitgenosse Schillers, reflektiert in Die Metaphysik der Sitten den Freiheitsbegriff wie folgt: „Zur inneren Freiheit aber werden zwei Stücke erfordert: seiner selbst in einem gegebenen Fall Meister und über sich selbst Herr zu sein, d. i. seine Affekten zu zähmen und seine Leidenschaften zu beherrschen.“ Für einen in unserer Zeit lebenden und individualistisch geprägten Menschen lesen sich Kants Ausführungen vielleicht eher nach Einschränkung denn nach Freiheit. Einige Jahre später klagt im Kontext der Romantik die Dichterin Bettine von Arnim in einem Brief: „Und was hab ich denn von allen, die sich witzig genug meinen, mich zu lenken und zu züglen? Sie reden von Dingen, die meine Seele nicht achtet, sie reden in den Wind. Das gelob ich vor Dir, daß ich nicht mich will züglen lassen, ich will auf das Etwas vertrauen, was so jubelt in mir, denn am End ist's nichts anders als das Gefühl der Eigenmacht, man nennt das eine schlechte Seite, die Eigenmacht.“
In der Vorlesung werden solche und viele andere Aspekte des Freiheitsbegehrens, des Unfreiheitsgefühls sowie weiterer (Un-)Freiheitsreflexionen vorgestellt und erörtert. Dabei geht es nicht nur darum, verschiedene historisch und kulturell geprägte Vorstellungen von dem, was als frei oder als unfrei gilt, kennenzulernen, sondern auch zu reflektieren, wie die Literatur(wissenschaft) sich zu diesen Fragen verhält. Es empfiehlt sich vorbereitend die Literaturgeschichte aus Ihrem Einführungsmodul noch einmal zu lesen, um im Laufe des Semesters Ihr literaturgeschichtliches Wissen zu vertiefen und ggf. Lücken zu schließen.

Die Veranstaltung ist so konzipiert, dass Sie zu den einzelnen Sitzung Texte vorbereiten (Primärliteratur und/oderForschungsbeiträge). Bitte schreiben Sie sich in den Moodlekursraum "Ringvorlesung „Grundzüge der Literaturgeschichte II“: (Un-)Freiheiten"; Einschreibeschlüssel: FREIHEIT ein. Hier finden Sie Angaben zu Sitzungsterminen, Literaturhinweise und Erläuterungen zu den Studienleistungen. Die erste Sitzung am 5.4.2022 dient der Orientierung und der ersten inhaltlichen Einführung. (Organisation: PD Dr. Corinna Schlicht)