Kommentar: |
Inhalte:
„Natürlich kann ich Duisburg als meine Heimat bezeichnen. Ich sage doch nicht `Heimatstolz`!“, meldete sich im SoSe 2013 eine Studentin im Seminar zur Ruhrgebietsgeschichte. Sie erhielt dafür große Zustimmung. Doch wann kann für wen gerade das Ruhrgebiet wo und wie zur Heimat werden?
In der Bundesrepublik galt das Wort „Heimat“ bis vor kurzem assoziativ belastet mit Naziideologie, mit „Blut und Boden“ und Vertriebenenerzählungen, mit romantisierenden und pseudofolkloristischen Vorstellungen, wie die Tourismusindustrie sie produziert. Der Feuilletonist Hilmar Klute schrieb – ganz anders als die Studentin – mit einem Seufzer der Erleichterung zum Ruhrgebiet: „Irgendwann konnte man endlich verschwinden aus diesem trüben Bezirk, den erstaunlicherweise nicht einmal die Schriftsteller beschreibenswert fanden – von den Produzenten der so genannten Literatur zur Arbeitswelt abgesehen, die aber selten über Schilderungen hinauskamen, die das Ruhrgebiet als eine Art trotzige Heimat für ehrliche Häute feiern.“
Lernziele:
Das Seminar widmet sich historisch-kritisch den Diskursen um „Heimat“ und „Ruhrgebiet“. Es bringt Zugewanderte und Eingeborene „Ruhris“ mit ihren Erfahrungen und Anmutungen in Austausch. Dabei wird etwas gelernt zur Geschichte und Gegenwart des Ruhrgebiets, über zeitspezifische Kommunikationen des Heimatbegriffs, zum heutigen Bedürfnis nach Ruhrgebiet und der Heimat als Zeitgeist. Es fragt, warum es noch immer Staunen hervorruft, wenn Menschen gleichzeitig mit und in verschiedenen Kulturen, Loyalitäten, Identitäten und Sprachen hier Heimat leben können.
Das Blockseminar zielt darauf, sich Kenntnisse über die Geschichte der Region und ihrer Repräsentationen anzueignen, den Heimatbegriff kritisch zu reflektieren und Selbstverständliches zu historisieren. |
Literatur: |
Borsdorf, Ulrich / Grütter, Heinrich Th. (Hg.), Ruhr Museum. Natur. Kultur. Geschichte, Essen 2010.
Willamowski, Gerd / Nellen, Dieter/ Bourrrée (Hg.), Ruhrstadt. Die andere Metropole, Essen 2000.
Barthes, Roland, Mythen des Alltags, Frankfurt/M. 2003.
Schmidt, Uta C., „Lasst uns den Kohlenpott umfunktionieren!“ Repräsentationspolitik der Stadtlandschaft Ruhrgebiet, in: Saldern, Adelheid von (Hg.): Stadt und Kommunikation in bundesrepublikanischen Umbruchzeiten, Beiträge zur Kommunikationsgeschichte Band 17, Stuttgart 2006, S. 257-282.
Schmidt, Uta C. Industriegeschichte hören. Ein Schallarchiv zur Klanglandschaft Ruhrgebiet, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 8 (2011), H. 2. URL: http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Schmidt-2-2011
SemApp. Nr. 347; Zugangsdaten für Online-Material werden bei der Vorbesprechung bekannt gegeben. |
Bemerkung: |
Vorbesprechung: Fr, 11.10.2013, 12:00-14:00, LK 053
Block (WE): Sa/So, 19./20.10.+02./03.11.2013, 10:00-17:00, LK 061
Diese Veranstaltung wurde speziell für Studierende des Studium liberale konzipiert!
Anmeldung ab dem 17.09.2013
Online-Anmeldung während der Anmeldefrist über LSF. Informationen zu Anmeldebedingungen s.o. "Weitere Links".
Kontakt über: studium-liberale@uni-due.de |
Leistungsnachweis: |
Regelmäßige Teilnahme und Beitrag (auch als Foto, Zeichnung, Soundscape oder Film (3 Cr.) oder Hausarbeit (4 Cr.). Die Studierende sind aufgefordert, ihre Erfahrungen mit dem Ruhrgebiet einzubringen. Die relevanten Seminararbeiten können als Text, Klangcollage, Video, Bildstrecke, Hörspiel oder eben als „klassischer“ Text - im Sinne einer Hausarbeit - eingereicht werden.
In E3 ist die regelmäßige, aktive Teilnahme mit Vor-/Nachbereitung neben dem erfolgreichen Bestehen Voraussetzung zum Scheinerwerb. Geduldet wird eine entschuldigte (!) Fehlzeit von max. 3 Zeitstunden bei Blockveranstaltungen. Nachträgliche Entschuldigungen können nicht berücksichtigt werden. |