Kommentar: |
Intersektionalität lässt sich als Zusammendenken verschiedener Determinanten sozialer Ungleichheiten beschreiben. Soziale Kategorien wie Geschlecht, Ethnizität, Religion, ‚Rasse‘, Klasse sowie Alter und Befähigung werden nicht getrennt voneinander betrachtet, sondern ihre Verwobenheiten und ihr gleichzeitiges Zusammenwirken werden berücksichtigt. Eine solche Perspektive verspricht, soziale Ungleichheiten umfassender analysieren zu können. Während in der Bildungsforschung zum Beispiel debattiert wird, ob Jungen als bildungsbenachteiligtes Geschlecht in den Blick genommen werden müssen, zeigen intersektionale Perspektiven präziser auf, dass vor allem relativ arme Jungen, die häufig einen Migrationshintergrund haben, häufiger von Diskriminierungen betroffen sind. Geschlecht alleine reicht also nicht, um die Ungleichheiten umfassend zu beschreiben. Insbesondere vor dem Hintergrund heterogener Klassenstrukturen in Schulen, in denen die Schülerinnen und Schüler nicht nur aus unterschiedlichen sozialen Milieus kommen, sondern sich nach Religionszugehörigkeit, Geschlecht, Sexualität oder Migrationshintergrund unterscheiden, wird eine sensibilisierte Perspektive auf diese Differenzen wichtig.
Im Seminar sollen verschiedene theoretische Zugänge zu Intersektionalität als Konzept und Analyseparadigma diskutiert werden. Darüber hinaus soll anhand konkreter Beispiele die gesellschaftliche Relevanz von Intersektionalität erörtert werden. Fragen zu Repräsentation und Teilhabe stehen hier ebenso im Vordergrund wie Fragen nach produzierten Ausschlüssen und Diskriminierung in spezifischen Kontexten wie Schule, Rechtssystem oder Erwerbsarbeit. Von den Teilnehmenden wird eine große Bereitschaft zur aktiven Teilnahme und zum Lesen theoretischer Texte erwartet. |