Kommentar: |
Während im 18. Und 19. Jahrhundert Kunst ihre Rechtfertigung aus einer klassischen Ästhetik bezog, zu Beginn des 20. Jahrhunderts Rezeptions- und Produktionsästhetiken zu gleichen Teilen tonangebend waren, bedient sich der Kunstdiskurs der Gegenwart – vor dem Hintergrund der so genannten „Krise der Repräsentation“ – aus einer unüberschaubaren Vielfalt wissenschaftlicher Modelle. Die Kontingenz bzw. Austauschbarkeit der damit einhergehenden Legitimationsstrategien ist paradox: Ein in der ästhetisierten Gesellschaft ubiquitär formulierter Anspruch entwertet sich permanent selber und führt zu einem Begriff von Kunst, der entgegen allen aufklärerischen Traditionen zwar szientistisch umfriedet, aber doch im ontologischen Sinne als sakrosankt begriffen werden möchte.
Die Vorlesung behandelt die zum Verständnis dieser Legitimationsproblematik entscheidenden klassischen Texte (Kritik der Urteilskraft, Einfühlungslehre etc.) ebenso wie die heute stilbildenden poststrukturalistischen und systemtheoretischen Modelle (Foucault, Luhmann etc.), um schließlich anhand empirischer Befunde strukturanalytische Modelle (Gehlen, Silbermann, Bell, Habermas) erneut zu Diskussion zu stellen.
Literatur zur Einführung: Norbert Schneider: Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne. Stuttgart 1997 |