Kommentar: |
Es existieren vielfältige Quellen des Wissens über Kriminalität. Hier gibt es zum einen die offiziellen Zählungen der Polizei, der Strafjustiz und des Strafvollzugs. Doch diese bilden nur einen Teil dessen ab, was an Gesetzesverletzungen tatsächlich geschieht. So redet man vom Hellfeld und Dunkelfeld, von selbst berichteter Delinquenz und von Opferwerdung. Allerdings sind persönliche Kriminalitätserfahrungen rar. Die Bürger informieren sich vor allem über die Massenmedien.
Zudem befindet sich der wohlfahrtstaatliche Umgang mit Kriminalität auf dem Rückzug. Stattdessen setzt Prävention früher ein, Kontrolle und Überwachung dehnen sich aus, es werden mehr Handlungen unter Strafe gestellt und es wird härter gestraft. Von einer punitiven Wende in der Kriminalpolitik ist die Rede, die auch vor der Sozialen Arbeit nicht Halt macht und deren Felder in vielfältiger Weise tangiert, insbesondere Kinder- und Jugendhilfe, Bewährungshilfe und Strafvollzug.
Zunächst werden wir die verschiedenen Quellen des Wissens über Kriminalität und den Wandel der Kultur der Kontrolle beleuchten, um davon ausgehend danach zu fragen, welche Prozesse und gesellschaftlichen Veränderungen dazu geführt haben. Zu diesem Zweck werden wir uns mit verschiedenen Deutungskonzepten auseinandersetzen und einige Felder der Sozialen Arbeit näher betrachten, auf denen sich die Mechanismen der punitiven Wende besonders deutlich offenbaren. |
Literatur: |
Literatur zum Einstieg: Garland, D. (2003): Die Kultur der „High Crime Societies“. In: Oberwittler, D./ Karstedt, S. (Hrsg.), Soziologie der Kriminalität (KZfSS), Sonderheft 43. Opladen und Wiesbaden, S. 36-68 |