Kokskohlenbunker, Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen
Mit "Das Ruhrgebiet ist eine Region, die noch nicht entdeckt wurde." beginnt Heinrich Böll seinen Text in dem Bildband "Im Ruhrgebiet", den er im Jahre 1959 mit dem Kölner Fotografen Chargesheimer herausgibt. Diese Einschätzung basiert auf Eindrücken, die er zwei Jahre zuvor auf mehreren gemeinsamen Fahrten mit Chargesheimer durch das Ruhrgebiet gemacht hatte.
Der großformatige Bildband war ein Skandal. Die politisch Verantwortlichen fühlten sich durch das dunkle, sozialkritische Bild einer altindustriellen Region düpiert und der Ruhrsiedlungsverband gab noch im gleichen Jahr einen alternativen Bildband in Auftrag, der ein positiveres Bild des Ruhrgebietes zeigen sollte – der Beginn einer unendlichen Reihe von Fotobänden, die das Ruhrgebiet bis heute durch den Strukturwandel begleiten.
Das Ruhr Museum zeigt im Sommer 2014 über 200 Fotografien von Chargesheimer als auch die zahlreichen nachfolgenden Fotoreportagen bis in die Gegenwart.
Das Seminar untersucht sowohl das Bild des Ruhrgebietes, das sich im Jahr 1957, dem Beginn der Kohlekrise im Ruhrgebiet Böll/Chargesheimer bot als auch das sich wandelnde Bild bzw. die immer neuen fotografischen Interpretationen im nachfolgenden Strukturwandel. Dabei werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neben den inhaltlichen Fragen auch mit praktischen Problemen der Umgehensweise mit Fotografie im Museum und der Konzeption und Realisation von Ausstellungen konfrontiert. |