Kommentar: |
Geschichtswissenschaft bedeutet nicht nur, menschliches Handeln oder Ereignisse zu analysieren, sondern auch, menschliches Denken und die diesem Denken zugrundeliegenden „Ideen“ zu untersuchen.
„Ideengeschichte“ als Forschungsrichtung bezieht sich auf ein Konzept, das in den 1930er und 40er Jahren vom US-amerikanischen Philosophen Arthur Lovejoy entwickelt wurde und der „Ideen“ als kleinste gedankliche Einheiten verstand, die über die Jahrhunderte hinweg in verschiedensten Konstellationen wieder auftauchen konnten. Dieses Konzept wurde von vielen Forschern und Forscherinnen des 20. und 21. Jahrhunderts aufgenommen, kritisiert, verändert und erweitert. Was als „Ideen“ angesehen wurde, was also Gegenstand des Denkens, der Überzeugungen oder auch des Wissen sei, wurde seither von verschiedenen Historikern und Historikerinnen unterschiedlich interpretiert. Der jeweilige Forschungsgegenstand hängt dabei von Fragestellung und Methodik des jeweils Forschenden ab: Manche Ideen-HistorikerInnen untersuchen vor allem philosophische Abhandlungen viel rezipierter Denker, andere erarbeiten diskursiv verhandelte Überzeugungen und Moralvorstellungen. Gemeinsam ist jedoch allen, dass Ideengeschichte allem voran als Textauslegung und Kontextualisierung verstanden wird.
In diesem Theorieseminar soll es um die verschiedenen Konzepte der Geschichte des Denkens gehen. Es werden die grundlegenden methodischen und theoretischen Texte des 20. und 21. Jahrhunderts zum Thema „Ideengeschichte“ erarbeitet und gemeinsam diskutiert. |