Kommentar: |
INHALT/ZIEL:
„Das Gesicht ist vielleicht nur jene Kartographie der Zeit, in der man stets mehrere Personen ist.“ (Christine Buci-Glucksmann)
Die Gattung des Porträts hat auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Aktualität verloren. Davon zeugen zahlreiche Ausstellungen in den letzten Jahren, die der italienischen Portraitmalerei der Renaissance, der niederländischen, deutschen und französischen historischen Porträtmalerei oder zeitgenössischen Porträts gewidmet waren, die die Gattung aufsprengen. Auch das „letzte Portrait“, das Totenbildnis, stand in Ausstellungen und wissenschaftlicher Forschung im Fokus. Zwischen Referenzialität und Repräsentation, Identität und Image, Präsenz und Absenz des Dargestellten changierend, postuliert die vielschichtige Gattung des Porträts darüber hinaus einen eigenen ästhetischen Anspruch. Aus bildwissenschaftlicher Perspektive wird das „Medium Gesicht“ auch unabhängig von der Gattung des Porträts beleuchtet und als anthropologische Konstante in Maske und Abdruck interpretiert.
Das Seminar wird ausgewählte Beispiele von Portraits mit einem Schwerpunkt in der modernen und zeitgenössischen Kunst, aber auch Exkursen in die historische Kunst, analysieren und dabei auch dessen verschiedene Untergattungen berühren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Selbstportrait, das die Selbstreflexivität der Gattung sichtbar werden lässt.
LITERATURAUSWAHL:
Ausst.-Kat. Kunsthalle Karlsruhe: Unter vier Augen: Sprachen des Porträts, Bielefeld 2013
Belting, Hans: Faces. Eine Geschichte des Gesichts, München 2013
Andreas Beyer: Das Porträt in der Malerei, München 2002
Billeter, Erika (Hrsg.): Das Selbstporträt im Zeitalter der Photographie. Maler und Photographen im Dialog mit sich selbst, Lausanne 1985
Blisniewski, Thomas (Hg.): Mütter, die im Bilde sind. Mütterporträts von berühmten Malern und Malerinnen: Rembrandt, Cézanne, Mary Cassatt, Van Gogh, Frida Kahlo u. v. a., München 2010
Blümlinger, Christa/Sierek, Karl (Hg.): Das Gesicht im Zeitalter des bewegten Bildes, Wien, 2002
Boehm, Gottfried: Bildnis und Individuum. Über den Ursprung der Porträtmalerei in der italienischen Renaissance, München 1985
Borzello, Frances: Wie Frauen sich sehen. Selbstbildnisse aus fünf Jahrhunderten, München 1998
Buci-Glucksmann, Christine: Das Verschwinden des Gesichts in der Kunst, in: Blümlinger, Christa/Sierek, Karl (Hg.): Das Gesicht im Zeitalter des bewegten Bildes, Wien 2002, S. 199-209.
Calabrese, Omar: Die Geschichte des Selbstporträts, München 2006
Düchting, Susanne: Konzeptuelle Selbstbildnisse, Essen 2001
Gombrich, Ernst H.: Maske und Gesicht , in: Ders./Julian Hochberg/Max Black: Kunst, Wahrnehmung, Wirklichkeit, Frankfurt a.M. 1977, S. 10-60
Hirschfelder, Dagmar: Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, Berlin 2008.
Köstler, Andreas/Seidl, Ernst (Hg.): Bildnis und Image. Das Porträt zwischen Intention und Rezeption, Köln, Weimar 1998.
Macho, Thomas/Treusch-Dieter, Gerburg (Hg.): Medium Gesicht. Die faciale Gesellschaft, Berlin 1996
Pfisterer, Ulrich/von Rosen, Valeska: Der Künstler als Kunstwerk: Selbstporträts vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart 2005
Simmel, Georg: Die ästhetische Bedeutung des Gesichts, in: Ders.: Aufsätze und Abhandlungen 1901-1908, Bd. 1, hg. v. Rüdiger Kramme, Frankfurt a.M. 1995
Weinhart, Martina: Selbstbild ohne Selbst: Dekonstruktionen eines Genres in der zeitgenössischen Kunst, Berlin 2004
Weiss, Judith (Hg.): Gesicht im Portrait/Portrait ohne Gesicht , Ruppichteroth 2012 |