Seminarbeschreibung: Der deutsche Sozialstaat befindet sich in einem Transformationsprozess von einem kompensierenden zu einem aktivierenden Wohlfahrtsstaat. Die Forderung nach Eigenverantwortung ist groß und eine Missachtung der persönlichen Pflicht geht nicht selten mit Sanktionen einher. Strafen sind nicht mehr nur auf den kriminellen Bereich beschränkt, sondern sind zunehmend repressives Instrument im Bereich sozialer Prekarität. Loïc Wacquant (2009) spricht in diesem Zusammenhang vom „Bestrafen der Armen“ und dem punitiven Umgang mit sozial benachteiligten Personenkreisen. David Garland (2008) betont die enge Verknüpfung zwischen Sozial- und Kriminalpolitik.
In diesem Seminar soll der strafende (Wohlfahrts-)Staat konzeptionell-theoretisch erfasst und aktuelle Entwicklungen im wohlfahrtsstaatlichen Kontext betrachtet werden. Nicht zuletzt gilt es, die Rolle der Sozialen Arbeit auf ihren (vermeintlich?) zunehmend punitiven Charakter hin zu untersuchen. Die spezielle Verbindung aus Hilfe und Kontrolle und der damit einhergehende sozialpädagogische Ermessensspielraum der Sozialen Arbeit sollen differenziert betrachtet und anhand von Beispielen konkretisiert werden.
Lernziele: Die Studierenden kennen theoretische Zugänge zur Analyse des Wohlfahrtsstaates und können diese diskutieren. Sie sind in der Lage aktuelle Entwicklungsdynamiken des Wohlfahrtsstaates und dessen punitive Ausprägungen im Umgang mit sozialen Problemen aufzuzeigen und können diese kritisch reflektieren. Vor diesem Hintergrund können die Studierenden die Auswirkungen auf die Soziale Arbeit und ihre (möglicherweise) zunehmend punitiv geprägte Praxis einordnen und diskutieren.
Lektüre und Diskussion von Texten stehen im Zentrum des Seminars. Eine regelmäßige aktive Teilnahme und die Lektüre der angegebenen Texte werden erwartet.
Zu dieser Veranstaltung sind Studierende des Moduls E3 Studium liberale eingeladen. Online-Anmeldung in LSF für E3-Studierende ausschließlich über die gleichnamige Veranstaltung mit vorangestelltem „E3“. |