Kommentar: |
Inhalte:
Das Seminar thematisiert zunächst die nur halb- bzw. teildemokratischen Verhältnisse im deutschen Kaiserreich 1871-1914. Es geht um die eingeschränkten Vollmachten des Parlaments, das nicht über das Recht verfügte, die Regierung zu wählen (Reichskanzler, Staatssekretäre), sie abzuberufen (Misstrauensvotum), dessen Gesetzesinitiativen nur in Kraft treten konnten mit Zustimmung der im Bundesrat vertretenen Länderregierungen, das bei Konflikten mit der Regierung von dieser aufgelöst werden konnte (Neuwahlen), das insbesondere in Fragen der Außen- und Militärpolitik über sehr eingeschränkte Rechte, Mitwirkungs- und Kontrollfunktionen verfügte. Für ihre militärische Bündnispolitik brauchte die Regierung nicht die Zustimmung des Parlaments. Die Entscheidung über Krieg und Frieden oblag dem Kaiser und dem Bundesrat. In diesem Zusammenhang sollen Strömungen und Tendenzen des antidemokratischen Denkens, des Antiliberalismus und des Antisemitismus untersucht werden. Diskutiert und gelesen werden hierzu soziologische Analysen von Prof. Norbert Elias über das wilhelminische Bürgertum, von Prof. Detlev Claussen über den Antisemitismus im wilhelminischen Reich.
Auf der Basis von Studien der politischen Theoretikerin Hannah Arendt sollen der deutsche Nationalismus thematisiert werden, der im Gegensatz zum westlichen sich völkisch entwickelte, und der deutsche Imperialismus, der anders als der westliche weniger auf die Beherrschung der Weltmeere ausgerichtet war als vielmehr auf die Beherrschung des Kontinents („Kontinentaler Imperialismus“). Letzteres wird auch anhand von Studien des Sozialwissenschaftlers Dr. Klaus Thörner („Deutsche Südosteuropapläne 1890-1914“) diskutiert. Es sollen also jene politischen und gesellschaftlichen Ursachenzusammenhänge thematisiert und diskutiert werden, die die Entwicklung hin zum Ersten Weltkrieg begünstigten und in dessen Entfesselung mündeten. Am Ende des Seminars soll Bezug genommen werden auch auf aktuelle Diskussionen und Kontroversen aus Anlass von 100 Jahren Beginn des Ersten Weltkriegs (1914-2014). Dabei werden politikwissenschaftliche und soziologische Beiträge gelesen und diskutiert, zudem auch neuere Forschungsergebnisse eines Wissenschaftlers der Universität Duisburg-Essen über den deutschen Antisemitismus in den besetzten östlichen Gebieten während des Ersten Weltkriegs vorgestellt (Ludger Heid: „Vorspiel zum Holocaust“, in: „Die Zeit“ Nr. 9/14, 02.03.2014).
Lernziele:
Studierende sind in der Lage, sich mittels Lektüre, Analyse und Diskussion von Texten, der Einbeziehung von Bild- und anderen Materialien sowie von Filmsequenzen in die Thematik einzuarbeiten. |
Literatur: |
Mombauer, A.: „Julikrise und Kriegsschuld – Thesen und Stand der Forschung“. In: „Erster Weltkrieg“ („APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte“, 16-17/2014, Bundeszentrale für politische Bildung)
Ein SemApp in der UB wird eingerichtet, Standort Duisburg, LK, 1. OG. Zugangsdaten für Online-Material werden bei der Vorbesprechung bekannt gegeben. |
Leistungsnachweis: |
Regelmäßige aktive Teilnahme und Protokoll (2 Cr.), Referat oder 6-seitiges Essay (3 Cr.), 10-seitige Hausarbeit (4 Cr.).
In E3 ist regelmäßige, aktive Teilnahme mit Vor-/Nachbereitung neben dem erfolgreichen Bestehen Voraussetzung zum Scheinerwerb. Geduldet wird eine entschuldigte (!) Fehlzeit von 4 SWS bei wöchentlichen Kursen. |