Kommentar: |
Der lange Zeit unterschätzte Philosoph Ernst Cassirer (1874-1945) gilt als Begründer einer universalen Philosophie der Kultur. Diese hat er insbesondere in den umfangreichen Werken Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit (4 Bde., EA 1906-1957) und Philosophie der symbolischen Formen (3 Bde., EA 1923-1929) entwickelt. Seine Kulturphilosophie zeichnet sich sowohl durch eine weitgehende Einbeziehung philosophie- und ideengeschichtlicher Positionen als auch durch eine Berücksichtigung jüngster Strömungen einzelwissenschaftlichen Denkens aus. Die übliche Charakterisierung Cassirers als reiner „Neukantianer“ (der sog. „Marburger Schule“) greift vielfach zu kurz. In seiner Version eines „kritischen Idealismus“ geht es darum, „(objektives) Sein“ und „(subjektives) Denken“ als Momente eines Prozesses zu begreifen. Die zentrale Denkfigur bildet dabei der Begriff „symbolische Form“, in dem vor allem Kantische und Goethesche Impulse vereinigt werden. Als „symbolische Formen“ werden die verschiedenen kulturellen Symbolsysteme (Mythos, Kunst, Religion, Sprache, Wissenschaft usw.) bezeichnet, mit denen wir – nach je eigenen strukturstiftenden Prinzipien – unser Welterfassen ordnen. Es sind die Formen unseres Weltverstehens. Die ursprüngliche Funktion des Symbolischen gilt ihm dabei als ein echtes „Urphänomen“. Anstatt den Menschen als animal rationale, möchte Cassirer ihn lieber als ein „symbolverwendendes Tier“ – als animal symbolicum – definieren. |
Literatur: |
Als Textgrundlage kann dienen: Ernst Cassirer: Wesen und Wirkung des Symbolbegriffs; Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1956 u.ö. Der Band versammelt vier kürzere Abhandlungen Cassirers: „Die Begriffsform im mythischen Denken“, „Sprache und Mythos“, „Der Begriff der symbolischen Form im Aufbau der Geisteswissenschaften“ sowie „Zur Logik des Symbolbegriffs“. Auf der Grundlage dieser Texte können die zentralen Ideen und Konzeptionen seines Philosophierens gemeinsam geklärt und diskutiert werden. |