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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2014/15 , Aktuelles Semester: WiSe 2023/24
  • Funktionen:
Politische Ikonografie und Körperdiskurs    Sprache: Deutsch    Belegpflicht
(Keine Nummer) Seminar     WiSe 2014/15     keine Übernahme    
   Institut: Institut für Kunst und Kunstwissenschaft    
   Teilnehmer/-in  Maximal : 40  
 
   Zugeordnete Lehrperson:   Stercken
 
 
Zur Zeit keine Belegung möglich
   Termin: Mittwoch   12:00  -  14:00    EinzelT    Maximal 40 Teilnehmer/-in
Beginn : 22.10.2014    Ende : 22.10.2014
      Raum :   R12 V02 D20   R12V  
  keine Angabe   10:00  -  19:00    Block+SaSo    Maximal 40 Teilnehmer/-in
Beginn : 17.01.2015    Ende : 18.01.2015
      Raum :   R12 V02 D20   R12V  
 
 
   Kommentar:

INHALT/ZIEL:
Noch in den 1990er Jahren antwortete Leni Riefenstahl auf die Frage, ob sie durch ihre Bildästhetik nicht wesentlich zur Verbreitung nationalsozialistischer Ideale beigetragen habe, sie hätte nur dokumentiert, 'was sich vor ihren Augen abgespielt habe' und nur die 'Schönheit des menschlichen Körpers in seiner Natürlichkeit gezeigt'.
Jene hier bewusste Ablehnung der Autorenschaft wurde durch die NS-Kunstpolitik selbst forciert. 1936 wurde das Verbot der "Kunstkritik" erlassen und fortan die kunsthistorische Analyse durch reine "Kunstbetrachtung" ersetzt. Das Schweigen über die Kunst, die es nunmehr ausschließlich zu 'betrachten' und nicht zu analysieren galt, schaffte jedoch Raum für die konsequente Fortentwicklung einer nationalen, körperbezogenen Bild-Sprache, deren Ursprünge im 19. Jahrhundert liegen. Überdies beförderte es die Auratisierung einer vermeintlich 'natürlichen', sich quasi selbst zur Erscheinung bringenden, authentischen 'Schönheit' in der offiziell lancierten NS-Kunst, die jedoch nun v.a. nach Kriterien ihrer Antikenrezeption sowie den Maßgaben der Biologie und Medizin behandelt wurde.

Noch die wissenschaftlichen und musealen Debatten der 1990er und beginnenden 2000er Jahre um die NS-Kunst dokumentieren das Unvermögen, auch die Kunst und ihre bildsprachlichen Mittel selbst als einen wesentlichen Beitrag zum Nationalsozialismus und seinem Körper- wie Menschenbild verstehen zu können. Vor allem die öffentlichen Debatten um die Musealisierung der NS-Kunst (in Kunstmuseum oder Historisches Museum?) am Ende des 20. Jhs. fußten weniger auf den bereits bis dahin vorliegenden kunstwissen-schaftlichen Untersuchungen zu Umbrüchen der politischen Ikonografie in der Moderne oder gar auf Analysen zur nationalsozialistischen Bildästhetik und Körperrhetorik. Vielmehr wurden und werden sie entscheidend durch ein Verständnis der (speziell politisch belasteten) Kunst geprägt, das diese einerseits als historische Quelle wertend, zwangsläufig nicht in der Spezifität künstlerischer Medien, bildsprachlicher Mittel und damit auch in ihrem politischen Potenzial begreift oder sie andererseits durch die bloße Kritik an der 'künstlerischen Qualität' der Werke auf andere Weise einer kunstwissenschaftlichen Analyse entzieht.

 

Ausgangspunkt des Seminars werden die politische Ikonografie des 19. Jhs. und ihre Veränderungen im Zuge der Nationalstaatengründung in Deutschland sein, die eine wesentliche Grundlage für das moderne Kunst- und Körperverständnis des beginnenden 20. Jh. und der NS-Zeit darstellen. Einzelanalysen ausgewählter Gemälde und Skulpturen – von Arno Breker, Ivo Saliger, Josef Thorak, Adolf Wissel, Adolf Ziegler u.a. – werden uns auch mit den Schriften der Naturwissenschaftler und Rassen-Theoretiker der NS-Zeit, den Grundlagen und Vorgaben der nationalsozialistischen Kunstpolitik bis hin zur Rezeption und aktuellen kunstwissenschaftlichen Verortung der NS-Kunst führen.

 

LITERATUR:

Zur Geschichte des Nationalismus, Nationalsozialismus (s. auch: Michael Ruck: Bibliographie zum Nationalsozialismus. 2 Bde. m. CD-ROM. Darmstadt: WB, 2000) Bauer, Kurt: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien [u. a.]: Böhlau, 2008 // Krumeich, Gerd (Hrsg.): Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg. Essen: Klartext, 2010 // Wehler, Hans-Ulrich: Nationalismus. Geschichte, Formen, Folgen. München 2001 // Der Nationalsozialismus: Bewegung, Führerherrschaft, Verbrechen 1919–1945. Beck, München 2009 // Zur Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus: Bloth, Ingeborg: Adolf Wissel. Malerei und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Berlin: Mann, 1994 // Brantl, Sabine: Haus der Kunst, München. Ein Ort und seine Geschichte im Nationalsozialismus, München 2007 // Brenner, Hildegard: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus. Reinbek: Rowohlt, 1963 // Fleckner, Uwe: Angriff auf die Avantgarde: Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Berlin: Akademieverlag, 2007 // Heftrig, Ruth; Peters, Olaf; Schellewald, Barbara: Kunstgeschichte im "Dritten Reich": Theorien, Methoden, Praktiken. Berlin: Akademieverlag, 2008 // Hinz, Berthold: Die Malerei im deutschen Faschismus - Kunst und Konterrevolution, München: Hanser, 1974 // Frietsch, Elke: Kulturproblem Frau. Weiblichkeitsbilder in der Kunst des Nationalsozialismus. Köln u.a.: Böhlau, 2006 // Sarkowicz, Hans (Hg.): Hitlers Künstler: Die Kultur im Dienst des Nationalsozialismus. Frankfurt am Main u. Leipzig: Insel, 2004 // Thoms, Robert: Große Deutsche Kunstausstellung München 1937-1944. Band I: Maler und Graphiker. Berlin 2010; Band II: Bildhauer. Berlin 2011 (s. auch http://www.gdk-research.de) // Ausst.-Kat. Weimar, Gauforum: Aufstieg und Fall der Moderne, hg. v. Achim Preiß, Weimar 1999 //

 
   Bemerkung:

Voraussetzungen: Bereitschaft zur Lektüre der kunstwissenschaftlichen Sekundärliteratur zu Körperdiskurs und NS-Kunst und Kunstpolitik.

Anmeldung per LSF.

Die Anwesenheit in der Einführungsveranstaltung ist Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar.