In seiner Kritik der reinen Vernunft (1781/1787) formuliert Kant die Grundfrage, anhand derer sich das Gelingen einer Metaphysik beantworten können lassen soll, folgendermaßen: in der zweiten Auflage folgendermaßen: „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?“ (KrV. B 19) Eine solche Fassung der grundlegenden Fragestellung ist Kant möglich, weil er zwei Unterscheidungen auf innovative Weise miteinander kombiniert, die in der einen oder anderen Form bereits bei seinen Vorgängern angelegt waren. Kant kombiniert die Begriffspaare ‚analytisch/synthetisch’ und ‚a priori/ a posteriori’ miteinander.
Gerade von seiner Fassung dieser Unterscheidungen und der Möglichkeit ihrer Kombinierbarkeit hängt für Kant die Möglichkeit einer wissenschaftlich seriösen Metaphysik überhaupt ab.
In der Folge fand eine bis heute andauernde Debatte über die Sinnhaftigkeit und Relevanz der von Kant vorgeschlagenen und kombinierten Unterscheidungspaare statt, die die möglichen Formen der Metaphysik nach Kant bis heute implizit oder explizit prägt.
Im Rahmen des Seminars werden wir diese Debatte anhand ausgewählter Texte verfolgen. Wir beginnen dabei vor Kant mit Leibniz, werden uns dann einigen Passagen Kants zuwenden und danach bald in die moderne Debatte wechseln und u.a. Texte von Frege, Schlick, Carnap, Quine, Putnam, Strawson, Lorenzen und Neil Tennant in Augenschein nehmen.
Das Seminar setzt eine hohe Eigenleistung und Lektürebereitschaft voraus. Eine adäquate Diskussion der durchweg anspruchsvollen Texte macht über die gesamte Semesterzeit eine gründliche Vorbereitung erforderlich. |