Für die Selbstinszenierung von Künstlern eröffnen sich heute zahlreiche Möglichkeiten jenseits des klassischen „Selbst“-Portraits, wobei zugleich auch der Begriff des „Selbst“ seine Mehrdeutigkeit in vielfacher Hinsicht offenbart. Die historisierenden Portraits von Hans Markart oder Pierre Loti bewegen sich auf der Grenze einer gelegentlich ins Karnevaleske reichenden Verkleidung bzw. eines burlesken Rollenspiels. Cindy Sherman versteckt sich in den Posen medialer Stereotypie; aber in wie weit kann man dem Authentizitätsanspruch von Sam Taylor-Wood oder Tracey Emin trauen?
Und was sind Wirklichkeit und Camouflage bei Pierre Molinier oder Jürgen Klauke?
So genannte „Selfies“ stellen den bislang in der Kunst zelebrierten Hang zum ästhetischen Exhibitionismus massenhaft in Frage, wobei schwer zu entscheiden ist, ob es sich dabei um
eine sozial sanktionierte Form von „Autismus“ handelt oder um Mitteilungen im Sinne der Avantgarde: Kongruenz von Kunst und Alltag.
Als Ergebnis der Übung werden Konzepte erwartet, die über die Dichotomie von Körper und Konstruktion, Subjekt und Objekt Auskunft geben. Dies kann in Form einer filmischen oder fotografischen Narration erfolgen, sei es als Präsentation eines Drehbuches oder als abgeschlossene künstlerische Arbeit.
Zu den drei Phasen der Übung gehören erstens eine Einführung in das Thema (15.04.) sowie eine Demonstration filmischer und fotografischer Probleme und Fragestellungen (15.04.); zweitens die Präsentation der Konzepte im Rahmen einer zweitägigen Blockveranstaltung (gegen Ende bzw. nach der Vorlesungszeit); drittens die schriftliche Ausarbeitung bzw. künstlerisch-praktische „Umsetzung“. (Abgabe: September, Oktober 2015) Technische Hilfestellungen und Gesprächstermine werden nach Bedarf und nach Vereinbarung während der gesamten Vorlesungszeit angeboten.
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