Kommentar: |
<p>Die empirische Kunstsoziologie konnte sich noch vor einigen Jahren auf die Beschreibung von „Wirkekreisen“ zwischen Künstler, Kunstwerk und Publikum konzentrieren. So sehr dieses, in den sechziger und siebziger Jahren insbesondere von Alphons Silbermann ausgearbeitete Modell, auch heute noch Gültigkeit beanspruchen kann, so hat sich das „Kunstsystem“ mittlerweile doch in zahlreiche Teilsysteme ausdifferenziert. Welten trennen den Kunstmarkt vom Therapiemilieu, den „Freizeitkünstler“ vom kunstwissenschaftlichen Diskurs und der Kunstkritik, die Protagonisten des social design von den verbliebenen Bohemièns an der Staffelei etc. Die Artefakte lassen den Rezipienten zunehmenden interpretatorischen Spielraum, so dass davon gesprochen wird, die Betrachter selber seien wesentlich am künstlerischen Produktionsprozess beteiligt. Dies relativiert den in der früheren Kunstsoziologie dominierenden Blick auf die Repräsentationsleistung des Werkes (Hauser) ebenso wie das Festhalten an seinem autonomen Status. (Adorno) Stattdessen gewinnen die im Anschluss an Pierre Bourdieu entwickelten Ansätze der Kunstsoziologie zunehmend an Bedeutung, welche die Intentionen des Publikums bei der Akkumulation kulturellen Kapitals beleuchten und damit den Symbolbedarf, die Dynamik und die Geschmackslagen innerhalb der Mittelschichten. Die Vorlesung behandelt aktuelle Szenerien einer solchen „partizipativen“ Ästhetik.</p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p><em>Vorläufiger Themenplan:</em></p><p> </p><p><em>Teil I Voraussetzungen</em></p><p> </p><ol start="5"><li>Einführung</li><li>Zivilisation und Kultur (Ein altes Missverständnis im neuen Gewand)</li><li>Theorien und Methoden (Von der Adorno-Silbermann-Kontroverse zu</li></ol><p> Luhmann, Bourdieu u.a.)</p><p> </p><p> </p><p><em>Teil II Felder einer „performativen“ Ästhetik</em></p><p><em> </em></p><p> </p><ol start="6"><li>Kunst und Lebensstil (Der Designkomplex I)</li></ol><p> </p><ol start="3"><li>Kulturelle Intervention im öffentlichen und privaten Raum</li></ol><p>(Ein neuer Begriff von Politik)</p><p> </p><ol><li>Integration und Multikulturalität (Kunstpädagogik und</li></ol><p>ästhetische Sozialisation)</p><p> </p><p> </p><p> </p><p><em>Teil II Felder einer „repräsentatorischen“ Ästhetik</em></p><p> </p><ol start="7"><li>Sammlungen und Museen</li><li>Architektur und urbane Quartiere (Der Designkomplex II)</li><li>Kunstmärkte (für Investoren)</li><li>Arbeitsmärkte (für Künstler)</li></ol><p> </p><p><em>Teil IV Fragestellungen und Deutungsansätze</em></p><p> </p><ol start="4"><li>Trennung oder Integration von Sozialstruktur und Kultur?</li></ol><p> (Bell, Bourdieu)</p><p> </p><ol><li>„Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus“ und der normative Charakter einer</li></ol><p>postrepräsentativen Kunst.</p><p> </p><ol start="8"><li>Funktionswandel oder Ende der Kunst?</li></ol><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p> </p><p>Literatur-Auswahl</p><p>(wird ergänzt durch Hinweise in der jeweiligen Sitzung)</p><p> </p><p><em>Teil I: Voraussetzungen</em></p><p><em> </em></p><p>Peter Bürger (Hrsg.): Seminar: Literatur- und Kunstsoziologie. Frankfurt a.M. 1978</p><p>Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen.</p><p>Erster Band: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes. Frankfurt a.M. 1969 (Einleitung)</p><p> </p><p>Niklas Luhmann: Die Kunst der Gesellschaft. Frankfurt a.M. 1997 (S.393-507)</p><p>Alphons Silbermann: Empirische Kunstsoziologie. Stuttgart 1986</p><p>Juliane Rebentisch: Theorien der Gegenwartskunst. Zur Einführung. Hamburg 2013</p><p> </p><p> </p><p><em>Teil II: Felder einer „performativen“ Ästhetik</em></p><p><em> </em></p><p><em> </em></p><p>Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Frankfurt a.M. 1982</p><p> </p><p>Georg Frank: Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf. München/Wien 1998</p><p> </p><p>Bernd Guggenberger: Sein oder Design.</p><p> </p><p>Yana Milev: Der erweiterte Designbegriff im Entwurfsfeld der Politischen Theorie und Soziologie.</p><p>Frankfurt a.M. 2014</p><p> </p><p>Martina Löw: Raumsoziologie. Frankfurt a.M.2001</p><p> </p><p>Uwe Lewitzky: Kunst für alle? Kunst im öffentlichen Raum zwischen Partizipation Intervention</p><p>und neuer Urbanität. Bielefeld 2005</p><p> </p><p>Markus Miessen: Albtraum Partizipation. Berlin</p><p> </p><p>Friedrich von Borries: Glossar der Interventionen: Annäherung an einen überverwendeten, aber unterbestimmten Begriff. Berlin</p><p> </p><p>Reinhold Knopp, Karin Nell (Hrsg): Keywork 4. Ein Konzept zur Förderung von Partizipation und Selbstorganisation in der Kultur-, Sozial- und Bildungsarbeit. Bielefeld 2014</p><p> </p><p>Sibylle Peters (Hrsg): Das Forschen aller. Artistic Research als Wissensproduktion zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. Bielefeld 2013</p><p> </p><p>Paul Divjak: Integrative Inszenierungen. Zur Szenografie von partizipativen Räumen. Bielefeld 2012</p><p><em> </em></p><p> </p><p> </p><p> </p><p><em>Teil II: Felder einer „repräsentatorischen“ Ästhetik</em></p><p> </p><p>Birgit Mandel: Interkulturelles Audience Developement. Zukunftsstrategien für öffentlich geförderte Kultureintichtungen. Bielefeld 2013</p><p> </p><p>Mathias Peter Reich: Kultur und Kreativwirtschaft in Deutschland. Hype oder Zukunftschance der Stadtentwicklung. Wiesbaden 2013</p><p> </p><p>Petra Hornig: Kunst im Museum und Kunst im öffentlichen Raum. Wiesbaden 2011</p><p> </p><p>Armin Klein: Der exzellente Kulturbetrieb. Wiesbaden 2011</p><p> </p><p>Robert Fleck: Das Kunstsystem im 21. Jahrhundert.Museen, Künstler, Sammler, Galerien.</p><p>Wien 2013</p><p> </p><p>Hubert Thurnhofer: Die Kunstmarktformel. Norderstedt 2014</p><p> </p><p>Dirk Boll: Kunst ist käuflich. Freie Sicht auf den Kunstmarkt. Ostfildern 2011</p><p> </p><p> </p><p><em>Teil IV: Fragestellungen und Deutungsansätze</em></p><p> </p><p>Jürgen Habermas: Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus. Frankfurt a.M. 1973</p><p> </p><p>Daniel Bell: Die nachindustrielle Gesellschaft. Frankfurt a.M./New York 1994</p><p> </p><p>Daniel Bell: Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus. Frankfurt a.M./New York 1991</p><p> </p><p>Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart.Frankfurt a.M./New York 1992</p><p> </p><p>Boris Groys: Über das Neue. Versuch einer Kulturökonomie. Frankfurt a.M.1999</p><p> </p><p>Hans Belting: Das Ende der Kunstgeschichte. Eine Revision nach zehn Jahren. München 1995</p><p> </p><p>Eva Geulen: Das Ende der Kunst. Lesarten eines Gerüchts nach Hegel. Frankfurt a.M. 2002</p><p> </p> |