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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2016 , Aktuelles Semester: SoSe 2024
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Das Ruhrgebiet in der Literatur von 1960 bis heute    Sprache: Deutsch    Belegpflicht
(Keine Nummer) Seminar/Übung     SoSe 2016     2 SWS    
   Lehreinheit: Germanistik    
   Teilnehmer/-in  Maximal : 40  
 
   Zugeordnete Lehrperson:   Caspers
 
 
Zur Zeit keine Belegung möglich
   Termin: Donnerstag   12:00  -  14:00    wöch.       Raum :   WSC-N-U-2.03   Weststadtcarree  
 
 
   Kommentar:

Dass ein Fokus auf regionale Kulturen keineswegs bedeuten muss, sich von der Beobachtung und Beschreibung von Prozessen der Europäisierung und Globalisierung abzuwenden, ist seit der in den 1980er Jahren verstärkt zu beobachtenden Hinwendung zu Fragen einer Literaturwissenschaft und Literaturgeschichtsschreibung aus regionaler Perspektive weitgehend unumstritten. Das Ruhrgebiet – mit ca. 5 Millionen Einwohnern größter Ballungsraum der Bundesrepublik – stellt geradezu par excellence einen regionalen Raum dar, der nicht mehr über die Gegensätze ›Metropole vs. Provinz‹ oder ›Globalität vs. Regionalität‹ zu erfassen ist. Vielmehr zeigt das Ruhrgebiet nahezu alle konstitutiven Merkmale der Globalität: eine heterogene, breit über unterschiedliche soziale Milieus gestreute Population, vielfältige Migrationskulturen und Transnationalitäten und eine Vielzahl von Lebensstilen (Amann). Wenn wir uns im Seminar mit der auf das Ruhrgebiet bezogenen Literatur in der Zeit nach 1960 befassen, so ist dies v.a. dem Umstand geschuldet, dass sich diese Region seit nun rund fünfzig Jahren in einem strukturellen Wandel befindet, der mit der im kommenden Jahr vollständigen Einstellung der Steinkohleförderung an Rhein und Ruhr und dem massiven Abbau von Arbeitsplätzen in der Stahlindustrie und den weiterverarbeitenden Industrien Ende der 1950er Jahre einsetzte. In gemeinsamer Lektürearbeit soll es um die Frage gehen, inwiefern Literatur als Indikator dieses Strukturwandels (Rupp) gelten kann, wie gesellschaftliche und ökonomische Wandlungsprozesse in literarischen Texten, also inhaltlich wie formal-ästhetisch reflektiert werden.

Nachdem ansatzweise die regionalen Besonderheiten des Ruhrgebiets aus historischer und sozialgeografischer Perspektive thematisiert wurden und sich die Seminargruppe kursorisch mit der Literatur des Ruhrgebiets in der Zeit vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vertraut gemacht hat, folgt die gemeinsame Lektüre einer chronologischen Ordnung. Zunächst soll die Literaturproduktion der ›Dortmunder Gruppe 61‹ (u.a. Max von der Grün) und danach die des ›Werkkreises Literatur der Arbeitswelt‹ behandelt werden, die beide weitgehend dem Paradigma eines realistischen Schreibens verpflichtet waren. Nach einer Auseinandersetzung mit exemplarischen Texten dokumentarischer Literatur (Erika Runge: »Bottroper Protokolle« 1968; Günter Wallraff: »Ganz unten«, 1985) steht die in den 1980er Jahren einsetzende und bis heute anhaltende ruhrgebietsbezogene ›Erinnerungsliteratur‹ im Fokus (v.a. Hans Dieter Baroth, Ralf Rothmann), als deren Vertreter im Grunde bereits Nicolas Born mit einigen kürzeren, in den 1960er Jahren entstandenen Prosatexten und seinem Roman »Die erdabgewandte Seite der Geschichte« zu zählen ist.

Einen eigenständigen Themenkomplex stellt die literarische Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebiet aus der Perspektive von Migranten und Migrantinnen dar (u.a. Emine Sevgi Özdamar, Fakir Baykurt). Unter der Überschrift: Ruhr-Stadt/Ruhr-Text soll es abschließend um exemplarische Autoren einer avancierten Literatur (Florian Neuner, Jürgen Link) sowie – anhand zweier Beispiele – um die Underground- und Popliteratur des Ruhrgebiets gehen (Wolfgang Welt, Jörg Albrecht).

Was die gemeinsame Arbeit im Seminar betrifft, so erwarte ich von allen Teilnehmer*innen nicht nur die kontinuierliche Vorbereitung der im Seminar zu diskutierenden Texte, sondern darüber hinaus die Bereitschaft zur Übernahme einer Textpatenschaft. Diese impliziert die Präsentation eines literarischen Textes vor dem Hintergrund eines Forschungsbeitrages.

 

 
   Literatur:

Ein Reader liegt ab 22. März im Copyshop Reckhammerweg für Sie bereit, darüber hinaus sind folgende Titel von Ihnen anzuschaffen (alle Titel sind auch antiquarisch und kostengünstig zu erhalten!):

-Hans Dieter Baroth: Streuselkuchen in Ickern. Roman. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1980, darin lesen: das erste Kapitel (»Michel, Molotow, Wally und die anderen«)

-Ralf Rothmann: Milch und Kohle. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2002.

-Wolfgang Welt: Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe. Drei Romane. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2006, darin lesen: Der Tunnel am Ende des Lichts

 
   Bemerkung: Zu erbringende Studienleistungen bzw. Bedingungen zum Erwerb eines
Leistungsnachweises werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.