Überblicksvorlesung: Stefan Brakensiek: Wirtschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit, Di 12-14
Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über die ökonomischen Entwicklungen in Europa zwischen der „Entdeckung“ Amerikas und der industriellen Revolution. Regional zu verschiedenen Zeitpunkten und in diskontinuierlichen Schüben wurden Stadt und Land von einer Dynamik erfasst, deren verschiedenen Aspekte mit den Schlagworten „Genese der Weltwirtschaft“, „Great Transformation“, „Commercial Revolution“, „Erste Phase der Globalisierung“ oder „Consumer Society“ bezeichnet worden sind. Wir werden uns einerseits mit den Phänomenen befassen, die mit diesen Begriffen erfasst werden, andererseits mit den Konzepten, die Veränderungen in der Wirtschaftsweise am Beginn der modernen Welt als Teil eines umfassenden sozio-ökonomischen und kulturellen Wandels deuten.
Gruppe 1:
Übung zur Überblicksvorlesung: Stefan Brakensiek: Quellen und Darstellungen zur ländlichen Welt in der Frühen Neuzeit, Mo 16-18
In der Übung sollen verschiedenartige Quellen untersucht werden, die Auskunft über das Wirtschaften auf dem Lande vor dem Aufkommen der Industrie und die Wahrnehmung dieser Ökonomie durch die Dorfbewohner selbst und durch Außenstehende geben. Im Lauf des Semesters wird jede/r Teilnehmer/in eine Quelle vorstellen. In der gemeinsamen Diskussion sollen die Quellen anschließend in ihrem jeweiligen Kontext gedeutet werden.
Proseminar: Ralf-Peter Fuchs: Das Täuferreich in Münster 1534/35, Do 10-12
Das Proseminar dient zur grundlegenden Einführung in die Geschichtswissenschaft. Wir werden uns den Täufern als einer religiösen Minderheit, die vor allem im Rhein-Maas-Raum sehr bedeutend war, auseinandersetzen. Es geht dabei wesentlich auch um die Ausbildung verschiedener Gruppierungen. Im Mittelpunkt stehen jedoch das Täuferreich in Münster und die Versuche, eine religiöse Utopie Wirklichkeit werden zu lassen. Letztlich werden die Vorgänge, die zur Vernichtung führten, beleuchtet.
Literatur:
Hubertus Lutterbach: Der Weg in das Täuferreich von Münster. Ein Ringen um die heilige Stadt, Münster 2006.
Thorsten Albrecht; Barbara Rommée (Hg.): Das Königreich der Täufer : [Ausstellung im Stadtmuseum Münster (17. September 2000 bis 4. März 2001)]. 1. Reformation und Herrschaft der Täufer in Münster. Münster 2000.
Richard van Dülmen (Hg.): Das Täuferreich zu Münster 1534 – 1535. Berichte und Dokumente. München 1974.
Gruppe 2:
Übung zur Überblicksvorlesung Frühe Neuzeit: Sebastian Peters: Quellen zur Wirtschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts, Fr 14-16
Diese Übung thematisiert ein breites Spektrum an wirtschaftsgeschichtlichen Quellen aus dem 18. Jahrhundert. So werden etwa ausgewählte Klassiker der Wirtschaftsliteratur, die im Zuge der Aufklärung entstanden sind, in Auszügen untersucht werden, um einen Überblick über die Varianten wirtschaftstheoretischen Denkens im 18. Jahrhunderts zu gewinnen. Zudem werden diverse zeitgenössische Quellen zum städtischen Gewerbe, vorwiegend aus niederrheinischen Archiven, Betrachtung finden. Eine Einführung in das Lesen und Transkribieren dieses zumeist handschriftlich verfassten Materials wird im Rahmen der Übung stattfinden.
Proseminar Sebastian Meurer: Korruption und Korruptionsvorwürfe in der Frühen Neuzeit, Mo 10-12 und 14-16
Korruption, bzw. der Missbrauch öffentlicher Ämter oder politischer Mandate zum privaten Nutzen, scheint zunächst ein universales Phänomen zu sein, das uns durch alle Epochen und rund um den Globus begegnet. Wie aber können wir Korruption fassen, wenn die Regeln, gegen die verstoßen worden sein soll, gar nicht klar bestimmt waren? So versteht die Forschung zur Geschichte der Frühen Neuzeit Klientelismus und Patronagebeziehungen eher als stabilisierende Strukturmerkmale frühneuzeitlicher politischer Kultur denn als Abweichungen oder Regelbruch, den es aber zweifelsohne auch gab. Dabei gehören Korruptionsvorwürfe während der gesamten Frühen Neuzeit selbstverständlich zum Repertoire der politischen Rhetorik. Aus den regelmäßig erhobenen Vorwürfen allein lässt sich ein tatsächlicher Regelbruch aber nicht ableiten.
Bereits diese knappe Skizze zeigt, dass die historische Korruptionsforschung große methodische Herausforderungen bewältigen muss. Die Beschäftigung mit Amtsmissbrauch und Korruptionsvorwürfen eröffnet aber auch große Erkenntnispotentiale. So lassen sich historische Korruptionsdebatten zum Beispiel als Aushandlungen von ungeschriebenen Regeln und politischen Moralvorstellungen lesen. Zudem haben sie Quellen hervorgebracht, die sehr wohl auch Rückschlüsse auf gängige Amtspraxis erlauben.
Der doppelte Blick auf Amtsmissbrauch als Praktik und als Gegenstand politischer Streitkultur soll im Rahmen des Seminars an mehreren frühneuzeitlichen Fallbeispielen erarbeitet werden. Ein Schwerpunkt des Seminars liegt dabei auf dem kritischen Verständnis von Forschungsliteratur. In Verbindung mit der begleitenden Übung zur geschichtswissenschaftlichen Textkompetenz wird zudem das Verfassen wissenschaftlicher Texte praktisch eingeübt.
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