Kommentar: |
Die Begegnung mit Paradoxien stellt einen der wichtigsten Beweggründe dar, mit dem Philosophieren zu beginnen. Eine Paradoxie lässt sich definieren als eine Menge von für sich genommen einleuchtenden Annahmen, die jedoch nicht miteinander vereinbar sind, oder aus denen sich eine inakzeptable Konklusion ableiten lässt. Die berühmte Lügnerparadoxie lässt sich beispielsweise als die Menge der folgenden beiden Annahmen verstehen: 1) Eine Person P, die den Satz ‚Was ich gerade sage, ist falsch‘ äußert, sagt damit entweder etwas Wahres oder etwas Falsches. 2) Was P sagt, ist nicht sowohl wahr als auch falsch. Diese beiden für sich genommen einleuchtenden Annahmen erweisen sich jedoch als unvereinbar. Denn ist das, was P sagt, wahr, dann ist es – aufgrund des Inhaltes des geäußerten Satzes – zugleich falsch; und ist das, was P sagt, falsch, dann ist es – erneut aufgrund des Inhaltes des geäußerten Satzes – zugleich wahr.
Die Auflösung einer Paradoxie erfordert entweder, eine der anfänglich einleuchtenden Annahmen als falsch zu entlarven, oder die anfänglich inakzeptabel erscheinende Konklusion in ein versöhnlicheres Licht zu rücken. Bei einigen der landläufig bekannten Paradoxien hat sich eine derartige Auflösung als möglich erwiesen, bei anderen dagegen ist eine einfache Auflösung nicht in Sicht. (Die oben beschriebene Lügnerparadoxie gehört zur letzteren Sorte.) Ziel des Seminars ist es, einen Einblick in die Struktur derart hartnäckiger Paradoxien zu vermitteln, Auflösungsvorschläge zu diskutieren, sowie die allgemeinen Konsequenzen zu erfragen, die aus der Vielzahl existierender unaufgelöster Paradoxien gezogen werden können.
Diese Veranstaltung ist primär für Masterstudierende vorgesehen, aber auch für Bachelorstudierende geöffnet. Genauere Informationen zu den jeweiligen Anrechenbarkeiten entnehmen Sie bitte der Rubrik „Bemerkung“. |
Literatur: |
Als Seminargrundlage wird die Monografie „Paradoxien“ von R. M. Sainsbury (Reclam, 2010) verwendet. Aufgrund des studierendenfreundlichen Preises wird den Teilnehmern des Seminars die Anschaffung des Buches empfohlen. (Dabei ist darauf zu achten, dass es sich um die Ausgabe von 2010, und nicht um eine frühere, handelt.) |
Bemerkung: |
B.A. LA GyGe: M5: SE Erkenntnistheorie/Wissenschaftstheorie; M10: SE Theoretische Philosophie B.A. LA HRGe: M5: SE Erkenntnistheorie/Wissenschaftstheorie LA GyGe (LPO 2003): M II: VK Erkenntnistheorie LA GHR (LPO 2003): M II: VK Erkenntnistheorie B.A. (ab WS 2012/13): M5: SE Erkenntnistheorie/Wissenschaftstheorie; M10: SE Theoretische Philosophie B.A. (PO 2009): M II: VK Erkenntnistheorie M.A. (ab WS 2012/13): Ib, IIb, IIIb: SE Erkenntnis, Wissenschaft und Sprache
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