Gruppe 1: PD Dr. Wolfgang Treue (Mo 10-12): Augsburg - eine europäische Metropole in der Frühen Neuzeit
Das heute eher beschaulich anmutende Augsburg war während der Frühen Neuzeit eines der wichtigsten Zentren des Deutschen Reiches und sogar Europas, eine frühmoderne Großstadt: Reichsstadt, internationale Metropole von Handel, Gewerbe, Wissenschaften und Künsten, Schauplatz von Reichstagen sowie anderen bedeutsamen Ereignissen und nicht zuletzt eine Stadt des selbstbewussten Bürgertums mit einer ausgeprägten Eigenkultur.
In der Übung soll die Geschichte der Stadt in ihrer europäischen Dimension anhand von Ereignissen, Personen und Objekten dargestellt werden.
Gruppe 2: Dr. Barbara Schildt-Specker (Mi 10-12): Toilette - Körperpflege - Intimität in der Frühen Neuzeit
Im römischen Köln verfügten Privathaushalte sowie öffentliche Toilettenanlagen über fließendes Wasser in Trinkwasserqualität. Plünderung und Zerstörung der knapp 100 km langen Fernwasserleitung aus der Eifel, ein Glanzstück antiker Ingenieurleistung, unterbrach in der Völkerwanderungszeit diesen gehobenen Lebensstandard für Jahrhunderte. Wie sah es in der Frühen Neuzeit mit Baden, Toilette, Körperpflege und –hygiene aus? Der 30jährige Krieg hinterließ zerstörte Städte, entvölkerte Landstriche. Fehlende Rohstoffe und mangelnde Infrastruktur unterbanden den im Mittelalter üblichen Betrieb öffentlicher Badestuben mit ihren Wellness-Angeboten einerseits und Ansteckungsgefahren andererseits.
Die Lektüre zeitgenössischer Quellen in Kombination mit Bildbetrachtung soll Fragen beleuchten, auf welche Weise sich Lebenserwartung, Körperbewusstsein, Hygiene, Bade- und Körperrituale veränderten, wann private „Badezimmer“ üblich wurden, für wen Baden ein Luxus blieb, wann die Intimität der Toilette einsetzt. Zum Ende des Semesters ist eine Exkursion ins Zülpicher Museum für Badekultur geplant.
Regelmäßig aktive Teilnahme sowie die Übernahme eines Kurzreferates sind ausdrücklich erwünscht.
Literaturauswahl:
Eco, Umberto: Die Geschichte der Schönheit. 4. Aufl. 2012
Dülmen, Richard van: Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit. München, 4. Aufl. 2005
Kohl, Stephan / Huber-Yüzgec, Christina: Das stille Örtchen – Tabu und Reinlichkeit bey Hofe: Eine Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Berlin 2011
Musée d'Histoire de la ville de Luxembourg (Hg.): "Sei Sauber!": Eine europäische Kulturgeschichte der Hygiene. 2004
Rösing, Daniela: Von der Badstube zum Badekabinett. Badekultur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. 2014
Vigarello, Georges: Wasser und Seife, Puder und Parfüm. Geschichte der Körperhygiene seit dem Mittelalter. Frankfurt 1992
Gruppe 3: Lina Schröder (Mi 12-14): „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach...“
Welche Assoziationen kann der Begriff „Mühle“ ad hoc wecken?
- Holland – das klassische Land der Windmühlen!
- St. Martin
- Don Quichotte und der wahnhafte Kampf gegen den bösen Geist in Gestalt der Windmühle
- Krabat
- Die Mühle als Motiv in der romantischen Literatur, einschließlich des verschwundenen Liebchens
- Max und Moritz, die ihr klägliches Ende in der Mühle fanden
Vielleicht lassen die „kleinen“ grauen Zellen aber auch Mahl-, Reib-, Stampf-, Säge-, Schleif-, Hammer- oder Walkmühlen zu? Die Mühle – die größte Arbeitsmaschine bereits zu einer Zeit, in der es keine Dampfmaschine, keine Elektrizität gab, die Mühle – eine bedeutende Zelle der Versorgungsinfrastruktur einer Region? Welches regionale Bild im Hinblick auf Gewerbe, Technik und Versorgung lässt sich über das Studium verschiedener Mühlen gewinnen?
Insbesondere diese Fragen sollen beispielhaft im Fokus der Übung stehen, welche vor allem die historische Wissenschaft selbst im Hinblick auf die Bedeutung von Forschungsstand und Diskussionskultur sowie die Rolle der Quellen thematisiert. Die Übung lebt davon, dass wissenschaftliche Texte gelesen und kritisch-kontrovers diskutiert werden. Die Quellenanalyse, das tägliche Geschäft des Historikers, wird dazu eingesetzt, den aus dem Textstudium resultierenden Forschungsstand zu bestätigen, zu hinterfragen, zu überdenken oder neu zu sortieren. Die Übung richtet sich an Studierende, die gerne lesen, diskutieren und Neugier für neue Erkenntnisse mitbringen.
Literaturhinweise:
Ernst, Eugen (Hg.): Mühlen im Wandel der Zeiten. Stuttgart 2005. Hagen, Rüdiger: Historische Mühlen und ihre Technik. Leipzig 2004. Jörissen, Josef: Über das Mühlenwesen im Rheinland. In: Niederrhein-Magazin Nr. 19 (2015), S. 20-31, https://www.uni-due.de/~se753pa/naan/magazin/a19/nr_magazin_19_2015_03.pdf. Mück, Wolfgang: Müller und Mühlen im Zenngrund: vom Werden und Vergehen einer fast verschwundenen Welt. Ansbach 2014. Notebaart, Jannis C. (Hg.): Windmühlen. Der Stadt der Forschung über das Vorkommen und den Ursprung. Den Haag 1982. Schröder, Lina: Infrastruktur-Geschichte und Landesgeschichte. In: Niederrhein-Magazin, H. 18 (2014), S. 9-14, http://www.uni-due.de/inkur/magazin.php. Sommer, Susanne: Mühlen am Niederrhein. Köln 1991.
Gruppe 4: Dr. Erika Münster-Schröer (Fr 14-18): Der Blick ins Archiv: Handschriftliche und gedruckte Quellen zur Frömmigkeitsgeschichte des 17. Jahrhunderts
In der Übung sollen Handschriften und gedruckte Predigttexte mit dem Ziel gelesen werden, Schrift, Sprache und zentrale Fragen des 18. Jahrhunderts zu erschließen und eigenständig mit solchen Quellen zu arbeiten. Inhaltlich soll dabei die Frage nach der Bedeutung von Frömmigkeit in den verschiedenen Konfessionen thematisiert werden. Ohne „Frömmigkeit“ waren die Erlösung von der Sünde und eine Rechtfertigung vor Gott, unabhängig von der Konfession, nicht denkbar. Das irdische Leben musste somit gänzlich darauf ausgerichtet sein, das „Böse“ zu bekämpfen.
Prokop von Templin,
Encaeniale, Das ist: Hundert Kirch-Tag-Predigen
In welchen Das Menschliche Gemüth durch den Weeg der vielfaltigen edlesten Creaturen zu der Erkantnuß Gottes ihres Erschaffers mit einer sonderbars lieblichen Manier geleitet, auch zum Lob seiner hiermit an vns erwiesenen Güte auffgemuntert vnnd Geistreich angefrischet, wie nicht weniger mit mancherley erwünschlichen Wissenschafften gar lustig contentirt vnd vergnüget wird. Alle vnd jede auff die ewigen Ruhms-würdige im Evangelio von der Kirchweyhe begriffene Geschicht mit Jesv vnnd Zachaeo zierlich accommodirt ... Saltzburg 1671:
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10161663_00001.html
http://digital.bib-bvb.de/view/bvbmets/viewer.0.5.jsp?folder_id=0&dvs=1447682329382~469&pid=8169897&locale=de&usePid1=true&usePid2=true
Literatur zur Einführung:
Lucian Hölscher, Geschichte der protestantischen Frömmigkeit in Deutschland, München 2005, insbes. Teil 1, S. 23-94.
Die Übung besteht aus einer Einführung und 5 Doppelsitzungen.
Termine:
Freitag, 22.4.2016, 14-16 Uhr Einführung
Freitag, 29.4.2016,14-18 Uhr
Freitag, 20. 5.2016, 14-18 Uhr
Freitag, 3.6.2016, 14-18 Uhr
Freitag, 17.6.2016, 14-18 Uhr
Freitag, 1.7.2016, 14-18 Uhr |