Kommentar: |
Die Besetzung der höchsten politischen Ämter durch Frauen gilt in der Gegenwart als Kennzeichen von Gleichberechtigung und Modernisierung. Dies hängt nicht zuletzt mit der weitverbreiteten Vorstellung zusammen, dass Frauen erst mit der Einführung des allgemeinen, gleichen und gemeinen Wahlrechts „Politikfähigkeit“ erlangt hätten. Tatsächlich ist jedoch mit dem Ende des Alten Reiches im Jahr 1806 und der vorausgegangenen Säkularisation das Wissen um die legitime Herrschaftsausübung von Frauen in der Vormoderne verloren gegangen. Erst die Frauen- und Geschlechtergeschichte hat seit den 1970er Jahren dieses in Vergessenheit geratene Wissen wieder zutage befördert. Das Hauptseminar vermittelt einen Überblick über klassische bis hin zu neuen Konzepten der Politik- und Geschlechtergeschichte. Des Weiteren werden auf der Grundlage von Quellen- und Sekundärtexten empirische Fallbeispiele aus Westeuropa erarbeitet. Auf diese Weise nimmt das Hauptseminar im Sinne einer ‚Kulturgeschichte des Politischen‘ das politische Handeln von Frauen und Männern auf verschiedenen Feldern (Haus, Stadt, Land, Kirche, Territorium) sowie Ebenen der sozialen Hierarchie (Adel, Stadtbürger, Handwerker, Bauern, Unterschichten, Randgruppen) in den Blick. Ziel ist dabei, anhand der geschlechtsspezifischen Handlungsräume und Rollenbilder grundlegende Ordnungsvorstellungen der Frühen Neuzeit deutlich zu machen. Erwartet wird die generelle Bereitschaft zur intensiven Auseinandersetzung mit anspruchsvollen Quellentexten sowie mit den theoretischen Positionen der einschlägigen Forschungsliteratur |
Literatur: |
Literatur: Claudia Opitz-Belakhal, Das Universum des Jean Bodin. Staatsbildung, Macht und Geschlecht im 16. Jahrhundert, Frankfurt a.M./New York 2006; Dies., Geschlechtergeschichte, Frankfurt a.M. 2010 (Historische Einführungen 8); Heide Wunder, „Er ist die Sonn`, sie ist der Mond“. Frauen in der Frühen Neuzeit, München 1992. |