Kommentar: |
Die klassischen Theorien über den Staat kannten weder gesellschaftliche Megatrends wie Verstädterung, Globalisierung und Verwissenschaftlichung, noch kannten sie multikulturelle Gesellschaften, asymmetrische Kriege oder die Allgegenwart von Technologien und Medien. Auch die zunehmende Kluft zwischen den sozialen Milieus sowie die zwischen modernen Metropolen und abgehängten Regionen erzeugen politische Spannungen, die für die Politik eine historisch neue Herausforderung darstellen. Der Modernisierungsprozess wirkt sich in den verschiedenen Regionen, Institutionen und Politikfeldern sehr unterschiedlich aus. Auch die damit verbundenen Konflikte der ungleichzeitigen Entwicklung müssen letztlich von der Politik gelöst werden.
Auf diesen Strukturwandel moderner Gesellschaften haben die Staatstheorien unterschiedlich regiert. Während eher konservative Autoren einen Verfall staatlicher Autorität zugunsten der dominant werdenden Wirtschaft sehen, erkennen liberale und linke Autoren eher einen Formwandel des Staates: Partner Staat statt Vater Staat. Um auch unter den Bedingungen moderner und multikultureller Gesellschaften politische Ziele durchzusetzen, muss die Staatstheorie nicht nur Befunde über Politikversagen liefern, sondern auch nach konstruktiven Wegen suchen, wie die Regierbarkeit auch in Zukunft sichergestellt werden kann.
In der Vorlesung werden dazu einige Positionen der jüngeren Staatstheorie aus Politik- und Rechtswissenschaft vorgestellt, die jeweils unterschiedliche Antworten auf die Frage nach der Rolle des Staates in der modernen Gesellschaft geben. |
Literatur: |
Zu Beginn der Vorlesung wird ein Semesterapparat unter Due Publico (Nr. LK 140, Passwort für Studierende: "Staatsrecht") eingerichtet sein, aus dem sich die Abfolge der einzelnen Vorlesungen ergibt. In ihm werden auch einzelne Textauszüge zum Download eingestellt sein. Unabhängig davon sollen sich alle Studierenden eine Textausgabe des Grundgesetzes besorgt haben.
In dem Literaturverzeichnis sind 5 Bücher angegeben. Jede/r Studierende muss im Verlauf der Vorlesung eines dieser Bücher (im Falle des Buches von Kriele Auszüge) durch gearbeitet haben, die klausurrelevant sind.
Gesetzestexte
Grundgesetz, Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Rechtsreihe
Literatur
Kriele, Martin (2003), Einführung in die Staatslehre. Die geschichtlichen Legitimationsgrundlagen des demokratischen Verfassungsstaates, 6. Aufl., Stuttgart: Kohlhammer (S. 32 – 123; 273 - 294)
Limbach, Jutta 82010), Das Bundesverfassungsgericht, 2. Aufl., München: Beck Wissen
Niclauß, Karlheinz (2009), Das Grundgesetz, Stuttgart: Reclam
Reinhardt, Wolfgang (2007), Geschichte des modernen Staates, München: Beck Wissen
Vorländer, Hans (2009), Die Verfassung. Idee und Geschichte, 3. Aufl., München: Beck Wissen (im Print vergriffen, als Kindle erhältlich) |