Inhalte:
Das Seminar soll Einblicke in den deutsch-türkischen Kulturkontakt im Ruhrgebiet und der momentanen Verhandlung dieses Diskurses in der Gesellschaft bieten.
Stellvertretend für eine multikulturalistische Neuausprägung, für einen erfolgreichen Kultur- und Sprachkontakt sowie für eine gelungene Integration steht dabei seit vielen Jahren der Stadtteil Marxloh in Duisburg. Der Stadtteil stand als Zeichen des Miteinanders der verschiedenen Kulturen in Deutschland – vor allem für das gelungene Miteinander von deutschen Einwohnern und aus der Türkei Zugezogenen.
Doch in den vergangenen Monaten ist dieser „Vorzeigestadtteil“ medial zu einem „Problemstadtteil“ deklariert worden.
Das Seminar beschäftigt sich mit diesen medialen Prozessen und will analysieren, wie diese Verschiebung der öffentlichen Meinung vollzogen wurde. Wird in der Berichterstattung von (Print-)Medien auf Vorurteile, Klischees und Stereotype zurückgegriffen, und wenn ja– in welcher Weise? Bedingt eine gesteuerte mediale Fokussierung auf die Thematik ein gesellschaftliches Bild, das interkulturellen Stadtteilen (nicht) nur im Ruhrgebiet abwertet? Inwieweit werden dabei Migrations- und Bildungshintergrund in der Darstellung vermischt?
Hinzugezogen werden soll ein Blick von außerhalb: Wie sehen türkische Vertreter die Einordnung dieses gesellschaftlichen Diskussionsprozesses und wie stehen „innerer" und „äußerer" Blick auf Lebenswelten und damit verbundener medialer Verhandlungsprozesse im Kontrast zueinander?
Ziel dieses Seminars ist zum einen, die Entwicklungen von Stadtteilen in Duisburg und Essen, die einen großen Anteil von Menschen mit türkischer Migrationsgeschichte innehaben, kulturell zu beleuchten und zum anderen, das aktuelle Zusammenleben der verschiedenen Kulturgruppen in den Stadtteilen zu dokumentieren und diese kontrastiv zur momentanen Medienberichterstattung wahrzunehmen.
Handelt es sich hierbei wirklich um eine multikulturalistische Verschmelzung, oder existieren Parallel-Gesellschaften mit Überlappungspunkten? Wie wird dies in den deutschen und türkischen Medien dargestellt? Wie stellt sich dies zur türkischen Wahrnehmung Deutschlands dar?
Abseits von historischen Analysen und Bewertungen geht es hierbei um die aktuellen Strukturen der Lebenswelten im Ruhrgebiet und den Wahrnehmungen in der türkischen Gesellschaft, die unter anderem durch Feldforschung in den Stadtteilen, Interviews und Befragungen sowie in interkulturellen Diskursen erhoben, diskutiert und analysiert werden sollen. Dies soll im Gegensatz zur bisher bekannten Medienberichterstattung triangulierend betrachtet und gemeinsam erforscht werden.
Lernziele:
Studierende verfügen über theoretisch fundiertes Wissen zu Migrations-, Medien- und Kommunikationstheorien. Sie erweben Kenntnise in der Vorurteils- und Stereotypenforschung und erwerben zudem interkulturelle Kompetenzen. Eigenständiges wissenschaftliches Arbeiten sowie verschiedene Arten der Datenerhebung werden vermittelt und erfahren. |