Kommentar: |
Im Zentrum dieses Seminars steht zum einen die kritische Analyse von manifesten und ver-borgenen Formen der männlichen Herrschaft in pädagogischen Verhältnissen. Dabei werden vier klassische bzw. einflussreiche Werke zugrunde gelegt, die eine hohe Bedeutung für die Erziehungswissenschaft haben: Alice Rühle-Gerstels frühe Studie über das „Frauenproblem der Gegenwart“, Simone de Beauvoirs klassisches Buch über „Das andere Geschlecht“, Pierre Bourdieus Abhandlung „Die männliche Herrschaft“ sowie Martha C. Nussbaums Reflexionen zum Thema „Menschliche Fähigkeiten, weibliche Menschen“. Diese von (z.T. sehr) unterschiedlichen Basistheorien (Marxismus, Existentialismus, Tiefenpsychologie, Kultursoziologie, Moralphilosophie etc.) geleiteten Studien fokussieren allesamt intensiv auf Erziehungs- und Sozialisationsverhältnisse. Sie teilen dabei nicht nur den grundsätzlichen Anspruch einer Kritik von Formen und Praktiken der männlichen Herrschaft, sondern weisen auch allesamt eine ausgeprägte gesellschaftstheoretische Perspektive auf, die für den Entwurf von weiterführenden erziehungswissenschaftlichen Reflexionen unverzichtbar ist. Dieses konstruktive Vorhaben bildet – ausgehend von dem jeweiligen wissenschaftstheoretischen Modell und unter Beachtung der historischen Kontexte – den zweiten inhaltlichen Schwerpunkt des Seminars. |