Kommentar: |
Der Wohlfahrtsstaat gilt als zentrale Errungenschaft westlicher Industriegesellschaften und ist beispielsweise mit seinem System sozialer Sicherung aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig produziert er soziale Ungleichheiten entlang von Geschlecht, Klasse und Ethnizität. Denn letztlich kann der Wohlfahrtsstaat nur als Nationalstaat funktionieren, beruht auf der Gegenüberstellung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit und hängt von einem funktionierenden kapitalistischen System ab.
Das Seminar bietet eine spezielle Perspektive auf soziale Ungleichheiten entlang intersektionaler Ansätze. Diese begreifen Kategorien wie Mann/Frau, deutsch/migrantisch, Mittel-/Unterschicht erstens als soziale Konstruktionen, die zweitens miteinander verwoben sind. Ausgehend von den theoretischen Grundlagen von Intersektionalität, etwa der Geschlechter- und Rassismusforschung, schlagen wir die Brücke zum deutschen Wohlfahrtsstaat: Inwiefern werden Geschlecht, Klasse und Ethnizität in ausgewählten sozialpolitischen Feldern (etwa der Arbeitsmarktpolitik, Familienpolitik, Einwanderungspolitik, Pflegepolitik oder Sozialen Arbeit) relevant? |
Bemerkung: |
Das Seminar setzt kein theoretisches Vorwissen zu Wohlfahrtsstaatlichkeit oder Intersektionalität voraus, baut aber auf der regelmäßigen, aktiven Teilnahme der Studierenden sowie (vereinzelt auch englischsprachiger) Textlektüre auf. Für einen Leistungsnachweis wird die Übernahme kleinerer Aufgaben sowie eines Referates/einer Sitzungsgestaltung erwartet. Offenheit für – auch kontroverse – Diskussionen sowie die Bereitschaft zur Reflexion eigener Normalitätsvorstellungen sind gutes Rüstzeug für das Seminar.
Die Teilnahme an der ersten Sitzung (18.10.), in der weitere Einzelheiten bekannt gegeben werden, ist Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar. |