„Sich in einer Stadt nicht zurechtfinden heißt nicht viel. In einer Stadt sich aber zu verirren, wie man in einem Walde sich verirrt, braucht Schulung. Da müssen Straßennamen zu dem Irrenden so sprechen wie das Knacken trockner Reiser und kleine Straßen im Stadtinnern ihm die Tageszeiten so deutlich wie eine Bergmulde widerspiegeln. Diese Kunst habe ich spät erlernt; sie hat den Traum erfüllt, von dem die ersten Spuren Labyrinthe auf den Löschblättern meiner Hefte waren.“
So beginnen die Kindheitserinnerungen eines der faszinierendsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Walter Benjamin, 1892 in Berlin geboren, nahm sich 26. September 1940 aus Angst an die Nationalsozialisten ausgeliefert zu werden in Portbou (Spanien) das Leben – sein Werk blieb unvollendet. Das Seminar möchte sich dem „wichtigsten Ideengeber der neuern deutschen Literaturwissenschaft“ sowohl über seine autobiographischen Texte als auch seiner einflussreichen theoretischen Schriften nähern.
Voraussetzung zur Teilnahme sind die Bereitschaft zur umfangreichen Lektüre und regen Beteiligung an den Seminardiskussionen, damit wir uns gemeinsam in den Texten Walter Benjamins „verirren“ können.
Die Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben. |