Von Effi Briest über Reality Soaps bis hin zu Hollywood-Filmen?
Der Begriff des Realismus wird derzeit insbesondere in Bezug auf aktuelle Literaturen und Medienproduktionen virulent verwendet - wobei immer auch die Frage bestehen bleibt, was 'Realismus' hier eigentlich meint. Ein medialer Gegenstand kann realistisch sein, wenn er der literarischen Epoche des 'Bürgerlichen Realismus' zugeordnet wird, er kann realistisch sein, weil er tagesaktuelle Themen und Motive aufgreift, er kann eine naturalistische Darstellungsweise aufweisen oder irgendwie 'wirklichkeitsnah' wirken - Wenn sogar aktuelle Superheldenproduktionen als 'realistisch' bezeichnet werden, ist es an der Zeit, den Begriff grundlegend zu hinterfragen, zu theoretisieren und zu didaktisieren.
Für die Schulpraxis ist dies mindestens aus zwei Gründen von Bedeutung: Zum einen ist der Bürgerliche Realismus ohnehin ein Thema des Abiturs und der Kernlehrpläne. Zum anderen sollen die Schülerinnen und Schüler anhand des Literaturunterrichts dazu in die Lage versetzt werden, Medienwelten als solche zu erkennen und von unserer alltäglichen Welt zu unterscheiden. Eine Auseinandersetzung mit dem Spannungsverhältnis von Fiktion und 'Realität' ist also elementar für die Vermittlung literarischer und medialer Kompetenzen.
Das Ziel des Seminars ist somit erstens, verschiedene Realismusbegriffe anhand ausgewählter Theorietexte zu erarbeiten und auf unterschiedliche mediale Gegenstände anzuwenden. Zweitens sollen diese Begriffe dann umfassend didaktisiert werden, indem wir gemeinsam unter der Anleitung einschlägiger didaktischer Literatur eine Reihen- und Stundenplanung durchführen. |