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Die 1783 erschienenen Prolegomena - also die Vorüberlegungen oder Vorübungen - zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können sind von Immanuel Kant aus der Motivation heraus entworfen, das Anliegen und die wesentlichen Gehalte seiner Kritik der reinen Vernunft noch einmal konzise und verständlich aufzubereiten. Sie deswegen bloß als ein nachgereichtes Inhaltsverzeichnis zur KrV anzusehen, hieße jedoch zu verkennen, dass in den Prolegomena ein wichtiger Schritt zur Klärung des Verhältnisses von Transzendentalphilosophie und Metaphysik und eine Positionsbestimmung für diese beiden Disziplinen innerhalb der Philosophie und im Gesamtgefüge der Wissenschaften überhaupt vollzogen wird.
Im Seminar sollen die Prolegomena daher sowohl unter dem Gesichtspunkt einer Einstiegsmöglichkeit in die kritische Philosophie Immanuel Kants betrachtet, als auch zum Anlass genommen werden für eine Reflexion auf das systematische Verhältnis philosophischer und einzelwissenschaftlicher Fragen und die Möglichkeiten ihrer Behandlung.
Obgleich die Prolegomena von Kant als eine einführende Schrift verstanden wurde, betont er in der Vorrede ausdrücklich die Notwendigkeit der eigenständigen Auseinandersetzung mit dem Gegenstand:
„Diese Prolegomena sind nicht zum Gebrauch für Lehrlinge, sondern für künftige Lehrer, und sollen auch diesen nicht etwa dienen, um den Vortrag einer schon vorhandenen Wissenschaft anzuordnen, sondern um diese Wissenschaft selbst allererst zu erfinden.“
Aus diesem Grund richtet sich das Seminar an fortgeschrittene Studierende. Es werden solide Grundkenntnisse im Bereich der Erkenntnistheorie vorausgesetzt, insbesondere die Inhalte der Vorlesung Einführung in die Erkenntnistheorie. Des Weiteren erfordert das Seminar eine intensive und durch ehrliches Interesse an den behandelten Fragestellungen geleitete Vorbereitung des Textes. |