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Seit einigen Jahren wird der Vorwurf immer lauter, dass das normative politische Philosophieren in der Theorie zwar ganz schön sei, für die Wirklichkeit aber recht wenig tauge. Der Vorwurf als solcher, insbesondere gegen die Philosophie, mag nun nicht weiter überraschend sein. Neu ist aber, dass er nun auch aus den eigenen Reihen erhoben wird. Eine wachsende Zahl von Philosoph_innen wendet sich gegen Strömungen, die im Laufe der letzten Jahrzehnte in der Politischen Philosophie immer beherrschender geworden sind. Sie werfen ihnen vor, letztlich kaum mehr als Unterabteilungen der angewandten Ethik zu sein, die ihre Aufgabe fast ausschließlich darin sehen, bereits vorpolitisch erkannte ethische Gehalte auf den Bereich der Politik anzuwenden. Gegen diese im philosophischen Lehnstuhl entworfenen moralischen Theorien – so der Vorwurf – wird mehr Wirklichkeitsbezug in der politischen Philosophie eingefordert. Daher auch die gängige Selbstbezeichnung der kritischen Stimmen als „realism in normative political theory”.
Was es nun genau bedeutet, eine „realistische“ normative Theorie des Politischen zu haben, ist allerdings selbst noch umstritten. In diesem Seminar wollen wir uns ausgehend von klassischen Texten des politischen Realismus (Machiavelli, Carl Schmitt) mit wichtigen Vertretern der neuen Debatte auseinandersetzen und zentrale Argumente und Positionen erarbeiten, die sich langsam abzuzeichnen beginnen. |